Studenten entwickeln Bremsassistenten für Kinderwagen

Studierende der Technischen Universität Darmstadt haben ein nachrüstbares Sicherheitssystem für Kinderwagen entwickelt, das den Wagen bei unerwünschten Bewegungen automatisch zum Stehen bringt. Zudem kann das System als Geschwindigkeitsbegrenzer und Diebstahlschutz eingesetzt werden.

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Von
  • Florian Pillau

Damit Kinderwagen nicht mehr eigenständig Treppen hinabfahren können wie in der berühmten Treppenszene von Odessa aus dem Film Panzerkreuzer Potemkin von Sergej Eisenstein aus dem Jahr 1925, haben Studierende der Technischen Universität Darmstadt einen Bremsassistenten für Kinderwagen entwickelt. Bei unerwünschten Bewegungen soll es den Wagen automatisch zum Stehen bringen, zudem soll er als Geschwindigkeitsbegrenzer und Diebstahlschutz eingesetzt werden können.

Das von den Studierenden Ye Ji Park, Simone Rudolph, Johanes Bilz und Tobias Fritzsche vom Fachbereich Elektro- und Informationstechnik der TU Darmstadt entwickelte nachrüstbare System überwacht elektronisch die Fahrsituationen des Kinderwagens und schreitet bei unter Umständen gefährlichen Situationen automatisch ein.

Kinderwagenschieben bleibt intuitiv

Damit der Kinderwagen auch weiterhin intuitiv zu bedienen ist, überwacht die Elektronik ständig die Geschwindigkeit des Wagens und prüft, ob in der Nähe des Griffs eine Person erkannt wird. Der Kinderwagen soll gestoppt werden, sobald sich für einen bestimmten Zeitraum keine Person in Griffnähe befindet und der Wagen sich trotzdem in einer gewissen Geschwindigkeit bewegt. "Der Bremsimpuls ist abhängig von der Geschwindigkeit des Wagens und dem Zeitraum, in dem der Griff nicht berührt wird. So vermeiden wir beispielsweise Unfälle, bei denen der Kinderwagen aus dem Stand ins Rollen kommt. Gleichzeitig bleibt es weiterhin möglich, dem Kinderwagen etwas Schwung zu geben, die Hände kurz von den Griffen zu lösen und den Wagen ein Stück des Weges alleine rollen zu lassen", erklärt Fritzsche, der im achten Semester Elektro- und Informationstechnik am Institut für Elektromechanische Konstruktionen studiert. Darüber hinaus lässt sich der Bremsassistenten als Geschwindigkeitsbegrenzer einsetzen. Dank der einstellbaren Höchstgeschwindigkeit soll der Kinderwagen nie zu schnell werden und sich auch bergab stets sicher und komfortabel bewegen lassen.

Komplettiert wird das nachrüstbare Sicherheitssystem durch ein optionales Bluetooth-Modul als Diebstahlschutz: Mit dem Modul lässt sich der Kinderwagen nur dann bewegen, wenn sich ein weiteres autorisiertes Bluetooth-Gerät, etwa ein Smartphone der Besitzer, in der Nähe des Kinderwagens befindet – versuchen andere Personen den Wagen zu bewegen, bleiben die Räder blockiert.

Gespräche mit Herstellern laufen

Die Herstellungskosten für den Prototyp ihres Systems beziffern die Studierenden auf rund 140 Euro sowie zusätzlich rund 40 Euro für das optionale Bluetooth-Modul; in der Serienfertigung dürfte das System jedoch deutlich günstiger zu fertigen sein. Einem renommierten Kinderwagenhersteller haben die Studierenden ihre Entwicklung bereits vorgestellt und planen nun weitere Gespräche.

Erster Platz beim COSIMA-Wettbewerb

Mit ihrem nachrüstbaren Sicherheitssystem erreichten die 22- bis 24-jährigen Studierenden am 16.11. 2012 den ersten Platz beim bundesweiten COSIMA-Wettbewerb. COSIMA (Competition of Students in Microsystems Applications) ist ein Wettbewerb für Studierende, um Einsatzmöglichkeiten von Mikrosystemen in verschiedensten Bereichen des täglichen Lebens zu finden. Träger sind der Verband für Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Mit ihrem Erfolg qualifizierten sich die TU-Studierenden für die Teilnahme am iCAN-(International Contest of Applications in Nano/Micro Technology) Wettbewerb 2013 in Barcelona. (fpi)