Cyberwar: Israel kämpft im Netz gegen mehrere Gegner

Pakistanische Hacker, Anonymous, die Hamas – Israel im Web-Kreuzfeuer. Der Nahostkonflikt tobt auch im Netz, die Angreifer sind aber nicht erst seit gestern aktiv.

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1337, H4x0rL1f3, ZombiE_KsA und Invectus – so nennen sich die Angreifer, die am gestrigen Montag mehrere israelische Seiten von populären Marken wie Coca-Cola und Groupon oder auch der Nachrichtenanstalt BBC gehackt haben. Das "Defacement" der Seiten wurde genutzt, um ein politisches Statement gegen Israel zu verbreiten. Die Angreifer sind schon länger aktiv und haben im wieder angefachten Nahostkonflikt einen neuen Angriffspunkt gefunden.

Die Liste zeigt die letzten Angriffe der Gruppe.

(Bild: zone-h )

Im September wurde das "Defacement" noch aufgrund des Mohammed-Videos genutzt.

(Bild: 1337 )

Wie die Mirrors zeigen, die die Hacker gespeichert und in der zone-h archiviert haben, sind sie schon länger am Werk. Im September richtete sich der Protest noch gegen die angebliche Verunglimpfung von Mohammed und ist im Zusammenhang mit den Konflikten um das umstrittene Video "Innocence of the Muslims" zu sehen. Die jetzt aufgetauchten Statements gegen Israel sind hasserfüllt und antisemitisch: "Ich schreibe im Interesse aller Pakistanis und Muslime. Verdammt seist du, Israel."

Andere Hacks der Gruppe werden nicht mit politischen und religiösen Statements verbunden. Die Angreifer beschränken sich auf ihre Tags und die Frage: "Wo ist denn die Security? XD". Auch ordnen sie sich nicht Anonymous zu, sondern beschreiben sich selbst nur als pakistanische Hackergruppe. Es kann allerdings schnell der Eindruck entstehen, dass diese Hacks und die Operation Israel (#opisrael) von Anonymous miteinander im Zusammenhang stehen.

Anonymous Germany wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwürfe.

(Bild: twitter )

Gegen Antisemitismus, wie er in der Erklärung der pakistanischen Angreifer zu entnehmen ist, wehrte sich Anonymous am Samstag über Twitter und in einer Erklärung. Im Zuge der Operation Israel habe Anonymous zwar mehr als 600 israelische Websites gehackt und die Datenbanken des israelischen Außenministeriums und der Bank von Jerusalem gelöscht, diese Aktionen seien aber nicht durch Antisemitismus motiviert. Mit ihren Angriffen reagiere die Gruppe lediglich auf die Absicht der israelischen Regierung, die Telekommunikationsverbindungen zum Gazastreifen zu kappen. Für Anonymous ist es nicht der erste Cyberschlag gegen Israel. Auch 2011 sollen Regierungsseiten durch die Gruppierung angegriffen worden sein.

Es ist ein Cyberkrieg; ein Katz- und Mausspiel zwischen Sicherheitsvorkehrungen und Angreifern.

(Bild: 1337 )

Die Cyberangriffe gegen Israel kommen allerdings von noch mehr Seiten. Anfang 2012 rief ein Sprecher der Hamas zu einer Verschärfung der Hackerangriffe gegen Israel auf. "In Israels Webseiten einzudringen ist eine neue Form des Widerstands gegen die Besatzung und der Beginn eines neuen elektronischen Kriegs." Israel setzt gleichermaßen auf die Ausweitung seiner digitalen Schutzprogramme; diese werden von den pakistanischen Angreifern in ihrem Manifest verhöhnt.

Seit dem Beginn der aktuellen Gaza-Offensive soll es mehr als 44 Millionen Angriffe auf israelische Regierungsseiten gegeben haben. Laut einem Bericht des Guardian war nur ein Versuch erfolgreich, der aber nur dazu führte, dass die nicht weiter beschriebene Seite nach zehn Minuten wieder abrufbar war.

[Update 22.11.2012 10:00 Uhr]: Der Hacker ZombiE-KsA hat ein Statement herausgegeben, in dem er darauf hinweist, dass er an den Angriffen nicht teilgenommen hat und sein Name seit längerer Zeit von "L33t" beziehungsweise "1337" missbraucht wird. (kbe)