CES

HD-DVD-Vereinigung sagt Pressekonferenz nach Warners Wechsel ins Blu-ray-Lager kurzfristig ab [Update]

Nur wenige Stunden nach der überraschenden Ankündigung des Hollywoodstudios, der HD DVD die Unterstützung zu entziehen, hat die HD DVD Promotion Group ihre für Sonntag (Ortszeit) angekündigte Pressekonferenz im Rahmen der CES abgesagt.

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Von
  • Nico Jurran

Nur wenige Stunden nach der überraschenden Ankündigung der Home-Entertainment-Abteilung des Hollywood-Studios Warner Bros., der HD DVD in Kürze die Unterstützung zu entziehen und stattdessen von den HD-Disc-Formaten nur noch die Konkurrentin Blu-ray Disc zu unterstützen, hat die HD DVD Promotion Group ihre für Sonntag (Ortszeit) angekündigte Pressekonferenz im Rahmen der CES abgesagt. Die Gruppe will Ihren Stand auf der Unterhaltungselektronikmesse jedoch weiterhin nutzen.

Die geladenen Journalisten erhielten per Mail nur eine kurze Mitteilung, wonach die Mitglieder der HD DVD Promotion Group nun die möglichen Auswirkungen der Warner-Entscheidung diskutieren und mögliche weitere Schritte überlegen. Weiterhin brachte die Gruppe nochmals ihre Überzeugung zum Ausduck, dass der Kunde bei der HD DVD von einem bezahlbaren und qualitativ hochwertigen HD-Disc-Format profitiere, was ihrer Meinung nach einen entscheidenden Faktor für den Erfolg auf breiter Ebene darstelle. Diese Meinung teilt auch mancher HD-Fan, der in diesem Zusammenhang darauf verweisen kann, dass die Blu-ray-Fraktion Funktionen, die bei HD DVD von Anfang an implementiert waren, erst später realisierte (beispielsweise das Bild-in-Bild-Feature) oder immer noch als optional betrachtet (wie die Online-Anbindung von Standalone-Playern).

Die Absage der CES-Pressekonferenz wiederholt damit sinngemäß Teile der Mitteilung, die Toshiba kurz zuvor der Presse zukommen ließ. Das Unternehmen gilt neben dem Hollywoodstudio Universal als größer Unterstützer der HD DVD, zumal es praktisch der einzige Anbieter von Standalone-Playern ist: Ein Billigplayer von Venturer ist außerhalb Nordamerikas höchstens in homöopathischen Dosen verfügbar, bei Onkyos einzigem HD-DVD-Modell handelt es sich tatsächlich um den Nachbau eines Toshiba-Players.

In der von High-Def Digest veröffentlichten Pressemitteilung findet Toshiba allerdings auch außergewöhnlich klaren Worte direkt in Warners Richtung. Demnach sei man von der Entscheidung des Studios nicht vorab informiert und folglich völlig überrascht worden. Im Hinblick darauf, dass 2007 mehr HD-DVD-Player als Blu-ray-Player und mehr PCs mit HD-DVD-Laufwerk als solche mit Blu-ray-Laufwerk verkauft worden seien, könne man die Entscheidung auch nicht nachvollziehen. Interessanterweise verwies Toshiba auch auf verschiedene Verträge zwischen den beiden Parteien. In diesem Kontext erhält die Ankündigung "möglicher weiterer Schritte" einen bedrohlichen Unterton. Immerhin ist denkbar, dass Toshiba Warner nun verklagt.

Toshiba soll auch zumindest einer der Geldgeber hinter dem kurz vor der IFA 2007 vollzogenen Deal des HD-DVD-Lagers mit Paramount und Dreamworks gewesen sein. Diese Studios sollen damals zusammen angeblich 150 Millionen US-Dollar dafür erhalten haben, dass sie 18 Monate lang auf Blu-ray-Veröffentlichungen verzichten. Die Ankündigung von Warner kam nun wiederum kurz vor dem Start der CES. Warner hat mittlerweile jedoch bereits Gerüchten widersprochen, wonach diesmal 250 bis 500 Millionen US-Dollar geflossen seien. Nach Angaben von Kevin Tsujihara, seines Zeichens Präsident von Warner Home Entertainment, habe das Studio einzig und alleine das Wachstum des HD-Video-Marktes im Auge. Und dies sei nur durch eine Beendigung des HD-Disc-Krieges zu erreichen. Warner ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Spieler im Markt der vorbespielten Videomedien. Disney, Fox, MGM und Sony gehörten bereits vor Warners Entscheidung zum Blu-ray-Lager. Zusammen mit den Titeln von Warner hätten Blu-ray-Anhänger nun den exklusiven Zugriff auf rund 70 Prozent aller Hollywood-Produktionen.

Die Entscheidung von Warner Home Entertainment schließt nicht automatisch die Veröffentlichung der Warner-Töchter HBO und New Line ein. Ebensowenig spricht Warner für die BBC, deren Titel sie in den USA vertreibt. Allerdings erklärte Tsujihara, dass er davon ausgehe, dass diese Studios recht schnell Erklärungen bezüglich ihrer künftigen Veröffentlichungspolitik abgeben werden. Damit dürfte klar sein, dass er davon ausgeht, dass die Warner-Töcher dem Beispiel der Home-Entertainment-Sparte folgen. [Update: Nach einem Bericht des US-Branchenmagazins Variety hat auch New Line mittlerweile bestätigt, komplett in das Blu-ray-Lager zu wechseln.]

Experten spekulieren derweil bereits über denkbare (und wahrscheinliche) Austrittsklauseln, die Paramount und Dreamworks bei ihrer Vereinbarung mit dem HD-DVD-Lager nutzen könnten. (nij)