Proteste auf Digg.com als Testfall fürs Web 2.0

Die Proteste auf der Social-News-Website Digg.com waren nur ein Vorgeschmack dessen, was auf diese Art Websites zukommt, glaubt der Web-2.0-Kritiker Andrew Keen.

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Der Konflikt zwischen den Betreibern der Social-News-Site Digg.com und deren Nutzern ist nach Meinung des "Web-2.0"-Kritikers Andrew Keen nur ein Vorgeschmack dessen, was auf demokratische Medien zukommt. Alle Unternehmen, die auf Social Networking setzen, werden es künftig mit ähnlichen Problemen zu tun bekommen, meint der Autor des Buches The Cult of the Amateur: How Today's Internet Is Killing Our Culture laut einem Bericht im San Francisco Chronicle. Sie müssten Gegenmaßnahmen ergreifen, um ihre Websites vor "Anarchie" zu schützen oder vor der Übernahme von kleinen, aber maßgeblichen Nutzergruppen. Keen glaubt nicht, dass Demokratie, wie sie auf Digg.com vorgeführt werde, auf Dauer funktioniert. Es müsse professionelle Mitarbeiter geben, die Einfluss auf die Inhalte haben.

Für Dianne Lynch, Leiterin der Communications School am Ithaca College, die sich auf Websites mit nutzergenerierten Inhalten spezialisiert hat, handelte es sich bei den Vorgängen auf Digg.com um einen Test für die Integrität und Dauerhaftigkeit sozialer Netze. Sobald die Betreiber solcher Seiten begännen, in die nutzergenerierten Inhalte einzugreifen, würden sie gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen. "Die soziale Gemeinde hat gewonnen", resümiert sie laut einem Bericht der Computerworld. Der Betreiber des bekannten und einflussreichen Blogs TechCrunch Michael Arrington meint, für das, was sich auf Digg.com ereignet habe, sei die Bezeichnung "Nutzer-Revolte" eine Untertreibung. Er vermutet, die Digg.com-Betreiber hätten die Macht ihrer Nutzer, zu bestimmen, was eine "Nachricht" sei, nicht vollends vergegenwärtigt.

Auf Digg.com waren nach Erhalt einer einstweiligen Verfügung der AACS LA vorige Woche Beiträge gelöscht worden, die den so genannten Processing Key von HD-DVDs im Klartext enthielten. Daraufhin hatten Nutzer ihrem Ärger über das Löschen der Beiträge Ausdruck verliehen, indem sie Blog-Beiträge, die den Key enthalten, oder Berichte über das Vorgehen von Digg.com selbst mit einem Vermerk versehen haben. Damit es News-Beiträge überhaupt auf die Digg.com-Homepage schaffen, müssen genügend Nutzer diese häufig genug "diggen". Das ist laut US-Medien in diesem Fall bis Freitag 35.000-mal geschehen. Digg.com hat bereits angekündigt, derartige Beiträge nicht mehr zu löschen, weil die Nutzer den Dienst offenbar lieber "kämpfend untergehen sehen als sich mit Zensur abzufinden". (anw)