Experte: Funkruf hat abseits von Breitband großes Potenzial

Schnelle Breitbandnetze wie LTE liegen im Mobilfunk im Trend. Abseits davon fristet derzeit der betagte Funkruf ein Nischendasein. Das müsste nicht sein, schätzen Experten. Bei Spezialaufgaben könnte der Funkruf die schnellen Netze spielend ausstechen.

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Von
  • dpa

Ein fast vergessener Funkstandard könnte im Schatten des LTE-Ausbaus als Spezialtechnik eine neue Karriere machen. Jenseits des schnellen Breitbandnetzes biete der Funkruf heute das Potenzial für zahlreiche zukunftsträchtige Produkte, sagte Torsten Gerpott, Professor an der Universität Duisburg-Essen am Montag in Berlin. Wenn etwa wie im Katastrophenfall eine große Zahl an Menschen gewarnt und Hilfskräfte in kürzester Zeit mobilisiert werden müssen, könne der Funkruf seine Stärken gegenüber jeder Breitbandanwendung ausspielen.

Herkömmliche schnelle Netze seien in solchen Fällen schnell überlastet. Der einst auch als Paging bekannte Funkruf spiele dann seine überragenden Stärken aus, wenn kleinere Datenmengen an eine große Menge von Menschen verteilt werden sollen. Bei einer SMS könne so etwas schon mal fünf Minuten bis zu einer halben Stunde dauern. "Das ist die Domäne des Funkrufs", sagt Gerpott. UMTS oder LTE-Netze wiesen in solchen Fällen zudem Versorgungslücken in Gebäuden auf. Die Module für den Funk wären bei UMTS oder LTE auch um das 20-fache teurer.

1990 seien in der Bundesrepublik die Sirenen aus der Nachkriegszeit, über die 80 Prozent der Bevölkerung erreicht werden konnten, abgebaut worden, sagte Gerpott. Warnungen über Radio und Fernsehen hätten bei weitem nicht die gleiche Breitenwirkung. "So richtig voran gekommen mit einer Alternative ist man bislang jedoch nicht." Doch so wie ein WLAN-Modul in jedem iPhone, Samsung- und HTC-Smartphone integriert ist, könne künftig auch ein Funkruf-Modul in die Geräte integriert werden.

Weitere Einsatzgebiete sieht Gerpott etwa bei der Diebstahlsicherung von Fahrrädern oder in Smart Grids zur intelligenten Verteilung von Strom. Die Firma eMessage hatte seit dem Jahr 2000 den Pager-Datendienst vermarktet und hält die Lizenzen. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin hatte die Funkaktivitäten der Deutschen Telekom und der France Télécom übernommen und bis heute weiterentwickelt. (anw)