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Bill Gates sagt zum Abschied: "Servus - das war's noch lange nicht"

Der Microsoft-Mitgründer hat auf der Consumer Electronics Show seine letzte Keynote als Galionsfigur der Software-Branche gehalten.

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Von
  • Erich Bonnert

Mit den Worten "dies ist meine letzte Keynote" gab der Microsoft-Mitgründer Bill Gates quasi seinen offiziellen Ausstand als Galionsfigur der Software-Branche. Die Welt weiß längst, dass er Mitte des Jahres die aktive Verantwortung für das Welt-Unternehmen abgeben und sich seiner gemeinnützigen Stiftung widmen wird. Nachdem er vor elf Jahren auf der CES erstmals von der "digitalen Dekade" gesprochen hatte, prophezeite er nun, ein neues digitales Jahrzehnt stehe bevor.

Mit einer humorigen Film-Persiflage (inklusive Keynote) über seinen letzten Tag auf dem Microsoft-Campus, in der er sein Büro räumte und ein letztes Mal mit einem Händeklatschen das Licht erlöschen lässt, nahm Gates sich – ähnlich wie der ehemalige US-Präsident Bill Clinton vor seinem Abschied aus dem Weißen Haus – ein letztes Mal selbst auf die Schippe: Alle Versuche des Software-Milliardärs, sich durch seine Verbindungen eine zweite Karriere als Rockgitarrist oder Fernsehstar einzufädeln, scheitern. Allerdings gelingt es dem Microsoft-Gründer, dabei Prominenz wie die Hollywood-Größe George Clooney publikumswirksam ins Bild zu bringen. Vor allem dass der irische Bandleader Bono dabei war, der als guter Freund von Apple-Chef Steve Jobs gilt, dürfte Gates Genugtuung bereitet haben.

Der Microsoft-Gründer nutzte seine Abschiedsrede aber auch, einige Signale einzustreuen, die seine Vorstellungen etwa in Bezug auf seine Nachfolge als Aushängeschild Microsofts, aber auch politische Präferenzen widerspiegelten. So überließ er Robbie Bach, dem Chef für digitale Medien bei Microsoft, mehr als die Hälfte seiner gesamten Redezeit, während den Altgestandenen Craig Mundie und Ray Ozzie, die sich Gates' Rolle als Software-Stratege und Chef-Technologe künftig aufteilen, nur kurze Sprechrollen im Spaßvideo zuteil wurden. Die beiden aussichtsreichen demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten-Kandiaten, Hillary Clinton und Barack Obama, übermittelten Videobotschaften zu Gates' Abschied – von republikanischen Politikern war dergleichen nicht zu sehen.

Robbie Bach, der kürzlich auch die Verantwortung für Microsofts IPTV erhielt, gilt als der kommende starke Mann bei Microsoft. Er berichtete über die Internet-Video-Pläne für die Sommerolympiade und Social-Media-Funktionen des MP3-Players Zune. Zu den wenigen technischen Neuheiten gehörten ein optisches Erkennungssystem für ein Mobiltelefon, das Personen anhand des Gesichts identifiziert und die dazugehörigen, vorausgegangenen Kontakt- und Dialoginformationen herstellt. Der Prototyp aus den Microsoft-Labors war ein etwas klobiges Handheld-Gerät. Gates orakelte, dass Computer und Elektronikgeräte durch natürliche Eingabeformen wie Sprache, Handsignale und Gesten einfacher zu bedienen sein werden. Auch würden Geräte im kommenden digitalen Jahrzehnt sich ohne menschliches Zutun austauschen können und etwa die Übertragung von Fotos von der Kamera zum PC automatisch geschehen. (Erich Bonnert) / (anw)