Spionage-Software: Briefkastenfirmen der Gamma Group enttarnt

Hersteller von Spionage-Software unterhalten Briefkastenfirmen in Ländern wie den Britischen Jungferninseln. Über diese Firmen werden Geschäfte mit den Regimes abgewickelt, die ihre Bevölkerung ausschnüffeln.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Nach der gemeinsamen Recherche des britischen Guardian und des Internationalen Konsortiums für investigativen Journalismus (ICIJ) unterhalten Hersteller von Spionage-Software Briefkastenfirmen in Ländern wie den Britischen Jungferninseln. Über diese Firmen werden Geschäfte mit den Regimes abgewickelt, die ihre Bevölkerung ausschnüffeln. Mit dabei ist auch die Gamma Group International, die nach einem Bericht des Guardian als Briefkastenfirma eine Bizcorp Management Limited in Singapur gegründet hat.

Nach Darstellung des Guardian ist bereits die Gamma Group International des Briten Louthean Nelson eine Offshore-Firma, über die der Verkauf der in Deutschland entwickelten Spionage-Softwaresuite Finfisher abgewickelt wird. Zusätzlich wurde jetzt eine Bizcorp Management in Singapur enttarnt, über deren Zweck der Cheftechniker Martin Münch als Sprecher der Gamma Group jede Auskunft verweigerte. Zunächst bestritt Münch generell die Existenz von Briefkastenfirmen, musste sich aber nach Vorlage entsprechender Beweise durch den Guardian korrigieren.

Der Guardian und das ICIJ veröffentlichen seit einigen Tagen eine Artikelserie über Briefkastenfirmen mit Verbindungen zu britischen Unternehmen. Nach Ansicht des Blattes kann so eine Schattenökonomie enttarnt werden, die die britische Wirtschaft ausplündert oder Geschäfte eingeht, die seriöse Unternehmen vor der Presse stets bestreiten würden.

Ob und wie die Briefkastenfirmen von Gamma eingesetzt wurden, um Finfisher-Software an Länder wie Bahrain oder an Ägypten zur Zeit des Mubarak-Regimes zu verkaufen, müssen weitere Nachforschungen zeigen. Die Aussage des Gamma-Sprechers Münch, dass Demo-Software gestohlen, verändert und dann von den Regimes eingesetzt wurde, könnte so womöglich entkräftet werden. Derzeit läuft die Analyse von FinSpy (PDF-Datei), des Kernstücks der Schnüffelsoftware. Auch sie mag Aufschlüsse darüber geben, wer diese Software einsetzt. (jk)