Telekom beginnt still und leise mit IPv6

Bei der Telekom können ohne große Ankündigung inzwischen einige zehntausend Anschlüsse IPv6 nutzen, Datenschutzbelange werden laut Unternehmensangaben ebenfalls berücksichtigt.

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Von
  • Monika Ermert
  • Dusan Zivadinovic

Die Kurve der weltweiten IPv6-Nutzung zeigt seit Wochen steil nach oben. Öffentlich zu IPv6 bekannt hat sich der größte deutsche Provider aber erst am Donnerstag auf dem 5. IPv6-Gipfel am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer Technik bei der Telekom, verriet dort, was schon die Spatzen von den Dächern pfiffen: Dass das Unternehmen bereits seit September 2012 IP-Neukundenanschlüsse mit der Dual-Stack-Technik ans Internet anschließt, also mittels IPv4 und IPv6.

Dazu sah sich das Unternehmen durch Nachfragen an die Unternehmensspitze beim IT-Gipfel Mitte November in Essen bewogen. Zuvor hatte das Unternehmen Nachfragen zum Zeitplan über Monate nicht beantwortet. Zur Begründung sagte Jacobfeuerborn, IPv6 sei kein neues Produkt, für den Kunden mache es keinen unmittelbaren Unterschied. Aber auch das zum Start eingeschränkte Angebot dürfte ein Grund für die zurückhaltende Kommunikation sein.

Passend dazu verzeichneten Statistiker In der vergangenen Woche, dass der IPv6-Verkehr weltweit erstmals auf 1 Prozent gestiegen ist. Bei der Telekom können laut Jacobfeuerborn inzwischen einige zehntausend Anschlüsse parallel IPv6 und IPv4 nutzen. Durch Aus- und Einschalten des Routers oder Anforderung neuer IPv6-Adressen, könnten sich die Nutzer auch "verstecken“, also IP-Spuren verwischen (Privacy Extensions). Dem Datenschutz, den der Bundesbeauftragte während der Tagung nochmals anmahnte, habe man so Rechnung getragen.

Ludwig Michael Modra, Vice President Network Operation bei Unitymedia, berichtete von der einer recht kurzfristigen Einführung der DS-Light-Technik in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg und räumte ein, dass so noch keine IPv4-Adressen eingespart würden. Man stelle aber die Weichen, um zum Dual-Stack-Betrieb voranzuschreiten. Ohne IPv6, so Modra, geht in Zukunft nichts mehr.

Die Telekom arbeitet parallel zur Einführung des Dual-Stack-Betriebs weiter an nativem IPv6 mit fallweisem Zugriff auf IPv4. Spätestens mit dem einheitlichen IP-Netz, das Jacobfeuerborn als nächsten großen technischen Entwicklungsschritt ankündigte, soll diese Technik zum Einsatz kommen. Schneller soll es im Mobilfunk gehen. Schon für das kommende Jahr kündigte Jacobfeuerborn dafür erste Schritte an.

Lutz Donnerhacke vom Jenaer Provider IKS Service kommentierte, dass erst die Behandlung von IPv6 als Infastrukturthema das Projekt vorangetrieben habe. Nur so habe es jenseits von Businessplänen durchgezogen werden können. HPI-Chef Meinel forderte die öffentliche Hand auf, IPv6 standardmäßig als Anforderung in Ausschreibungen aufzunehmen. Donnerhacke ging sogar einen Schritt weiter – wo Internet drauf stehe, müsse künftig auch IPv6 drin sein. (dz)