Telekom-Chef geht mit Zukäufen und iPhone in die Offensive

Der Konzern strebt mit Zukäufen und der für Mittwoch erwarteten Partnerschaft mit Apple aus den Negativschlagzeilen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Murphy
  • dpa

Die Deutsche Telekom kommt aus den Negativschlagzeilen: Nach dem Gezerre um den Konzernumbau und der Schwäche im Deutschlandgeschäft kann Vorstandschef René Obermann endlich mit positiven Nachrichten aufwarten. Am frühen Montagmorgen gab sein Unternehmen den Kauf der US-Mobilfunkgesellschaft SunCom Wireless bekannt. Wenig später folgte die Komplettübernahme der Internetfirma ImmobilienScout24. Für die beiden Zukäufe blättert Obermann zwar "nur" 1,5 Milliarden Euro auf den Tisch – gestärkt werden damit aber die wichtigen Wachstumsbereiche Internet und T-Mobile USA.

Der großen Clou steht noch bevor: Am Mittwoch will der US-Konzern Apple der Telekom offiziell die Vermarktungsrechte für das iPhone-Handy erteilen. Für die Erschließung des europäischen Handy-Markts kommt der Telekom für Apple eine Schlüsselrolle zu. Denn neben Deutschland, den Niederlande, Österreich und einigen osteuropäischen Ländern erhalten die Bonner die exklusiven Verkaufsrechte für das neue Apple-Mobiltelefon, wie es im Konzernumfeld heißt. Alleine im Schlussquartal will Apple europaweit über eine Million Geräte verkaufen – für einen Neuling ein ambitioniertes Ziel in dem hart umkämpften Handy-Geschäft.

Neben einem Prestigegewinn beschert das iPhone der Telekom zusätzliche Einnahmen, wie sich in den USA gezeigt hat. Die allerdings muss die Telekom mit dem US-Konzern teilen – ein Novum für die Branche. Rund 30 Prozent der Umsätze verlange Apple, hieß es in Branchenkreisen. Das Geschäft werde sich dennoch lohnen, da die Umsätze der iPhone-Nutzer voraussichtlich deutlich höher seien als die der bisherigen Kunden.

Mit dem iPhone hat Obermann erstmals wieder seit Langem bei einem wichtigen Projekt die Nase vorne: Europas führender Telekommunikationskonzern glich in den vergangenen Jahren oftmals mehr einem kränkelnden Riesen als einem innovativen Unternehmen. Von sich reden machte die Telekom vor allem durch Ergebniseinbrüche in Deutschland und einem fortwährenden Stellenabbau. Wichtige Projekte wie das schnelle VDSL-Netz gerieten da in den Hintergrund.

Einziger Lichtblick war lange Zeit die Mobilfunktochter T-Mobile USA, die Quartal für Quartal deutliche Zuwächse ausweist. Mit dem Kauf von SunCom Wireless mit seinen rund 27 Millionen Kunden wird der US-Ableger nun weiter gestärkt. Experten bewerten die Akquisition positiv: "Der Zukauf verbessert T-Mobiles Abdeckung in den USA und wird kurzfristig zu Einsparungen führen", sagt Martin Gutberlet von der Marktforschungsgesellschaft Gartner. Unter die Topspieler rückt die US-Tochter trotz des Kaufs aber nicht auf – die drei Marktführer haben jeweils mehr als doppelt so viele Kunden unter Vertrag wie T-Mobile USA. (Martin Murphy, dpa-AFX) / (anw)