Enttäuschendes Jahr für hochgelobte Internet-Aktien

Sie galten als zukünftige Börsenstars und brachten Anlegern massive Verluste: 2012 war kein gutes Jahr für viele Internet-Aktien. Im Schatten des vielbeachteten Facebook-Debakels gab es noch weitere Geldvernichter.

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Von
  • Andrej Sokolow
  • dpa

So sieht ein klares Misstrauensvotum aus: Als erste Berichte über eine mögliche Ablösung des Gründers und Chefs des Schnäppchenportals Groupon, Andrew Mason, auftauchten, ging die Aktie sofort in die Höhe. Kaum erklärte das Unternehmen einen Tag später, dass Mason doch an der Spitze bleibe, legte der Kurs wieder den Rückwärtsgang ein.

Die Nerven der Investoren liegen blank. Und das ist auch verständlich: Die Aktie des Coupon-Spezialisten Groupon verlor seit dem Börsengang vor einem Jahr über 80 Prozent ihres Wertes. Inzwischen hat sie zwar wieder ein paar Dollar auf den bisherigen Tiefstand von 2,60 Dollar draufgelegt - doch die anfänglichen Kurse von über 25 Dollar scheinen immer noch in unerreichbarer Ferne. Und das beim einstigen potenziellen Börsenstar und laut Forbes "am schnellsten wachsenden Unternehmen aller Zeiten".

Schwache Zahlen, Zweifel am Geschäftsmodell und ein Kursabsturz als Folge: Groupon ist bei weitem kein Einzelfall. Auch viele andere anfangs hochgelobte Internet-Aktien bescherten Investoren miese Geschäfte. Beim Online-Spieleentwickler Zynga fällt die Bilanz des ersten Jahres an der Börse mit einem Minus von drei Vierteln ähnlich verheerend aus. Auf diesem Weg nach unten gab es zum Teil Kurseinbrüche von 20 oder sogar 40 Prozent an einem Tag, wenn mal wieder ein Verlust vermeldet wurde.

Facebook-Werbung an der US-Technologiebörse Nasdaq.

(Bild: dpa, Andrew Gombert/Archiv)

Der prominenteste Flop des Jahres war der Mega-Börsengang von Facebook mit Einnahmen von rund 16 Milliarden Dollar für das Unternehmen und frühe Geldgeber. Die Aktie des weltgrößten Online-Netzwerks konnte sich nur wenige Tage am Ausgabepreis von 38 Dollar halten, hat sich aber mittlerweile aus dem danach folgenden Kurskeller befreien können.

Es ist die Mischung aus Goldgräberstimmung und Unsicherheit, die die Kurse erst in die Höhe schnellen und dann manchmal brutal abstürzen lässt. Das Internet-Geschäft hat immer noch viele unerkundete Chancen - wer weiß schon, was alles dort funktionieren und zum "nächsten großen Ding" werden kann. Genauso schnell bekommen Investoren jedoch kalte Füße, wenn sie das Gefühl haben, dass sich erste Hoffnungen auf einen Geldregen vielleicht nicht erfüllen.

Wer in dem Spiel fast immer gewinnt, sind allerdings die Risikoinvestoren, die bei den jungen Unternehmen sehr früh zu Niedrigpreisen einsteigen. Der aus Deutschland stammende Internet-Investor Peter Thiel hat beim Facebook-Börsengang vorgemacht, wie das geht.

Thiel hatte im Jahr 2004, als das Netzwerk noch ganz am Anfang stand, 500 000 Dollar in Facebook gesteckt und dafür einen Anteil von rund zehn Prozent bekommen. Schon lange vor dem Börsengang reduzierte er seine Beteiligung, als weitere Investoren in das schnell wachsende Unternehmen drängten. Beim Börsengang selbst hatte er gut 16,8 Millionen Aktien im Gesamtwert von 640 Millionen Dollar angeboten. Selbst als Thiel den Rest für nur rund 20 Dollar je Aktie loswurde, nahm er mit weiteren rund 400 Millionen Dollar immer noch ein vielfaches der anfänglichen Investition ein. (mho)