United Airlines klagt gegen kritische Website Untied.com

Die URLs unterscheiden sich nur durch einen Buchstabendreher. Für United Airlines ist das ein Problem. Zu schnell führt der Weg auf die kritische Seite Untied.com.

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Die Fluglinie United Airlines versucht die kritische Website Untied.com mit zwei Gerichtsverfahren zum Schweigen zu bringen. Die Vorwürfe lauten auf Verletzung von Markenrechten und Datenschutz. United Airlines ist eine der größten Fluglinien der Welt und für ihre ungewöhnliche Auslegung von Kundenservice bekannt. Auf Untied.com berichten Kunden und Mitarbeiter seit mehr als 15 Jahren über unliebsame Erlebnisse.

Cooperstock weist per Einblendung darauf hin, dass es sich nicht um die Webseite von United Airlines handelt.

(Bild: Untied )

Die Website wird vom Kanadier Jeremy Cooperstock betrieben und parodiert optisch jene von United. Jeder Besucher wird mit einer Einblendung begrüßt die darauf hinweist, dass es sich nicht um den Webauftritt der Fluglinie handelt. "Diese Seite existiert nur aufgrund der direkt feindlichen Gesinnung der Fluglinie gegenüber ihren Passagieren und vielen ihrer Mitarbeiter", heißt es in dem Hinweis, der weggeklickt werden muss. Im Kopf der meisten Pages steht "Dies ist nicht die Website von United Airlines."

Trotzdem muss sich Cooperstock nun vor Gericht verantworten. Vor einem kanadischen Bundesgericht (T-208412) beschuldigt ihn die Fluglinie der Verletzung von Markenrechten und verlangt eine einstweilige Verfügung, Unterlassung, Gewinnabschöpfung, Schadensersatz und Strafschadensersatz. Ein Gericht der französischsprachigen Provinz Quebec (Nummer 500-17-074743-124) soll ihm zudem die Veröffentlichung von Kontaktdaten untersagen. Cooperstock hofft auf Spenden für Gerichts- und Anwaltskosten.

Die obere Bildhäfte zeigt die United Airlines Webseite, die untere Bildhäfte die Gestaltung von Untied.com.

(Bild: United Airlines und Untied )

Das Transportunternehmen vertritt die Auffassung, die große Zahl der auf Untied.com registrierten Beschwerden werde durch das ähnliche Design der Webseiten verursacht. In den Gerichtsdokumenten verweist das Unternehmen darauf, in einer Zeitschrift als "meistbewunderte Fluglinie" ausgezeichnet worden zu sein. Die Leser eines anderen Magazins hätten das Vielfliegerprogramm acht Jahre in Folge ausgezeichnet.

Offizielle Daten des US-Verkehrsministeriums (PDF) bescheinigen United eine miserable Performance im Vergleich zu anderen großen Fluglinien des Landes, und das mit negativer Tendenz. 36 Prozent aller United-Flüge im Juli 2012 (jüngste vorliegende Daten) waren mehr als eine Viertelstunde verspätet. Auch bei chronisch verspäteten Linienverbindungen sowie Flugstreichungen schneidet United schlecht ab. Ebenso wenig ist die Statistik über die Gepäckbehandlung ein Ruhmesblatt.

Besonders schlimm steht es um Überbuchungen: In der ersten Jahreshälfte wurde mehr als 7.500 United-Passsagieren aus diesem Grund die Beförderung verweigert. Ein einsamer Rekord. Weitere 44.000 Kunden mussten mit Zuwendungen dazu gebracht werden, freiwillig einen späteren Flug zu nehmen. Auch bei amtlichen Beschwerden beim Verkehrsministerium spielt die Airline in einer eigenen Liga. United Airlines war im Juli für mehr Fälle verantwortlich, als die 14 anderen großen US-Carrier zusammen. (kbe)