Erfolgreicher Testflug für europäische Kampfdrohne nEUROn

An dem Gemeinschaftsprojekt hatte sich Deutschland nicht beteiligt, die Bundeswehr fordert eine schnelle Beschaffung von Kampfdrohnen.

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Von
  • Florian Rötzer

Auf dem schnell wachsenden Markt für Kampfdrohnen, der bislang weitgehend von den USA und Israel dominiert wird, will Europa nicht ganz abgehängt werden. Einen ersten Schritt hat gestern der französische Rüstungskonzern Dassault mit dem ersten erfolgreichen Testflug eines Prototyps der Stealth-Kampfdrohne nEUROn gemacht. Vom Luftwaffenstützpunkt Istres im Süden Frankreichs wurde das Testmodell gestartet und von zwei Piloten 25 Minuten lang gesteuert.

Die zehn Meter lange Drohne, die in Leistung und Technik die MQ-1/RQ-1 Predator-Drohne überrunden und die Kapazitäten eines normalen Kampfflugzeugs erreichen soll, hat eine Spannweite von 12,5 Meter und ein Gewicht von 5 Tonnen. Angetrieben wird die Tarnkappendrohne von dem Düsentriebwerk Adour von Rolls Royce Turbomeca. Die Drohne soll mehrere Stunden mit einer Geschwindigkeit bis 0,7 oder 0,8 Mach fliegen und mit zwei 250 kg schweren lasergeleiteten Raketen aufgerüstet werden können.


Gestartet wurde das Gemeinschaftsprojekt offiziell 2006 von Frankreich, Italien, Schweden, Spanien, Griechenland und der Schweiz. Beteiligt sind die Rüstungsfirmen Alenia Aermacchi (Italien), Saab (Schweden), EADS-CASA (Spanien), HAI (Griechenland), RUAG (Schweiz) und Thales (Frankreich). Mit dem mehr als 400 Millionen Euro teuren Projekt will man nicht nur technisch den Anschluss halten, sondern auch die Effizienz der länderübergreifenden Kooperation demonstrieren.

Deutschland hatte sich an dem Gemeinschaftsprojekt nicht beteiligt, sondern nur an der Entwicklung der Aufklärungsdrohne EURO HAWK, die weitgehend der amerikanischen Global Hawk gleicht, aber für die Bundeswehr mit europäischer Sensorik und Überwachungstechnik ausgestattet wurde. Im Oktober letzten Jahres wurde die erste Drohne zur Erprobung von der Bundeswehr vorgestellt. Ab 2015 sollen vier der Überwachungsdrohnen gekauft werden.

Die Bundeswehr fordert nun allerdings auch die Ausstattung mit Kampfdrohnen, Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte sich bereits im Sommer dementsprechend geäußert. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, sagte im September: "Wir brauchen die bewaffneten Drohnen sehr schnell und sollten sie jetzt beschaffen." Vermutlich wird man dann die US-amerikanische Predator-Drohne kaufen, da es wohl noch viele Jahre dauern dürfte, bis es einsatzfähige Kampfdrohnen des Typs nEUROn geben kann. (fr)