USA: Warnung vor Cyber-9/11 und Cyber-Pearl-Harbor

Der ehemalige Direktor der Nationalen Sicherheitsbehörde fällt in die Kriegs-Rhetorik von Verteidiungsminister Panetta ein: Eine "9/11-Warnung vor Cyberattacken" habe es bereits gegeben, in Gefahr sei die gesamte US-Infrastruktur.

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John "Mike" McConnell, ehemaliger Direktor der Nationalen Sicherheitsbehörde (NSA), warnt vor massiven Cyberangriffen auf die Infrastruktur der USA. In der Financial Times verglich er die Gefahren für die USA mit den Angriffen auf Pearl Harbor und die Anschläge vom 11. September 2001 auf World Trade Center und Pentagon. Er setzt damit die verschärfte Rhetorik zu Cyberangriffen fort, die US-Verteidigungsminister Leon Panetta im Oktober anschlug.

John Michael McConnell.

(Bild: Booz Allen Hamilton )

Die wachsende Bedrohung im Internet sollte ein Weckruf sein, meint McConnell. Die Angriffe, die US-Großbanken schon Ende September und Anfang Oktober aushalten mussten, seien die 9/11-Warnung für die USA gewesen. Eine besondere Bedrohung gehe von Ländern wie Iran, Russland und China aus. Auch wenn diese Länder jetzt noch nicht in der Lage wären großangelegte Cyberattacken gegen die USA zu fahren, wäre dies nur eine Frage der Zeit. Angriffsziele wären erneut das Bankensystem, allerdings auch die Stromversorgung und andere essentielle Infrastruktur.

Mit seiner Warnung möchte sich McConnell wohl Luft machen. Das Cybersecurity-Gesetz, für das Präsident Obama im Sommer geworben hatte, fiel Anfang August im Senat durch. Unter anderem führten Bedenken zu Datenschutz und anderen Bürgerrechten zu der Ablehnung. Angesichts der Gefahr fragt McConnell: "Warten wir auf das Cyber-Equivalent für den Kollaps des World Trade Centers?"

US-Verteidigungsminister Leon Panetta.

(Bild: US-Verteidigungsministerium )

Er wirbt, ebenso wie Verteidigungsminister Leon Panetta, für eine bessere Vernetzung zwischen Regierung, Agenturen und Unternehmen, um gegen Cyberangriffe gut gerüstet zu sein. McConnell hofft in diesem Zusammenhang auf eine Anordnung, dass Regierung und Agenturen bald zusammen arbeiten müssen. Leon Panetta hatte im Oktober angedeutet, dass es bereits mehrere erfolgreiche Angriffe auf computergesteuerte Kontrollsysteme amerikanischer Elektrizitäts- und Wasserversorger und auf Transportsysteme gab. Die Saudi-Aramco-Sabotage stufte er als "bedeutende Eskalation der Cyber-Angriffe" ein.

Michael McConnell ist heute stellvertretender Vorsitzender von Booz Allen Hamilton, einer Technologie-Beratungsfirma, die eng mit der US-Regierung zusammen arbeitet. In seiner Karriere wechselte er mehrmals aus der Privatwirtschaft in Regierungsämter. In seiner Laufbahn für nationale Sicherheitsdienste arbeitete er für George Bush, Bill Clinton, George W. Bush und Obama. 2009 wechselte er zurück zu Booz Allen Hamilton. (kbe)