Die fairste Maus der Welt

Fairtrade-Gadgets bleiben ein Wunschtraum. Oder? Eine Maus "Made in Regensburg" dient als Beispiel, das Konsumenten und Hersteller zum Umdenken bewegen soll. Ein holländisches Gründerteam plant sogar ein faires Smartphone.

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Über schlechte Arbeitsbedingungen und unfaire Löhne bei Foxconn und anderen Produzenten kann man sich aufregen. Mehr aber auch nicht. Schließlich gibt es keine fair hergestellte Elektronik, keine nachhaltige Alternative zu Apple, Samsung und Co. Fairtrade-Gadgets bleiben ein Wunschtraum. Oder?

"NagerIT" heißt die faire Maus des PHeFE-Projekts.

Das müssen sie nicht bleiben, sagt Susanne Jordan. Die 35-jährige aus Bichl in Oberbayern hat das "Projekt zur Herstellung Fairer Elektronik (PHeFE)" gegründet und verkauft "die fairste Maus, die es derzeit gibt". Die Maus wird in einer Regensburger Behindertenwerkstatt gefertigt, zwei Drittel der Komponenten werden laut Jordan fair hergestellt, die meisten davon stammen aus Deutschland. Der Preis: 25 Euro.

Jordan geht es um mehr als um ein einzelnes Produkt. Sie will eine Entwicklung anstoßen, "die am Ende auch größere Firmen zum Handeln bewegt". Das Ziel sind bessere Arbeitsbedingungen auch in klassischen Produktionsländern wie China und Vietnam, schreibt sie.

Jordan entschied sich für eine Maus als Vorzeigeprodukt, weil sie aus nur 20 Komponenten besteht und die Lieferkette (PDF) dadurch halbwegs überschaubar ist. Trotzdem musste sie Kompromisse eingehen. Für einige Komponenten wie Linse und LED konnte sie keine Lieferanten in Europa auftreiben. Diese Teile werden in China, Taiwan und auf den Philippinen hergestellt, die Bedingungen dort bezeichnet Jordan als "unbekannt".

Die Lieferkette der fairen Maus (für komplettes Schaubild anklicken).

Die Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern aus Deutschland, Belgien, Israel, Japan und Korea sind "gut". Die Leiterplatte kommt von Greule aus der Nähe von Pforzheim, die Kondensatoren von Frolyt aus Freiberg, das umweltfreundliche Gehäuse aus einer Landshuter Behindertenwerkstatt.

Der taz verriet Jordan weitere Herausforderungen, zum Beispiel bei der Beschaffung der Rohstoffe. So könne man zwar recycelte Metalle aus Belgien beziehen, aber es gebe keine Komponenten mit diesen Metallen. "Es gibt recyceltes Kupfer, aber keine USB-Kabel aus recyceltem Kupfer."

Ehrgeizig: Ein Amsterdamer Start-Up plant ein faires Smartphone.


Ein sehr komplexes Produkt vorgenommen hat sich die niederländische Fairphone-Initiative: Sie will im Herbst 2013 ein faires Smartphone ausliefern. Es soll 250 Euro kosten und "konfliktfreies" Zinn aus dem Kongo enthalten. Spätere Versionen sollen zusätzlich "konfliktfreies" Coltan, sowie "Fairtrade"-Gold und -Kobalt enthalten. Weitere Informationen zur Lieferkette und Herstellung gibt es noch nicht. Ein erster Prototyp soll im Mai oder Juni fertig sein – die faire Maus kann man schon kaufen. (cwo)