Deutsche Telekom setzt auf Ausbau der Glasfaser und DSL-Vectoring

Ein Schwerpunkt der künftigen Aktivitäten sei Deutschland mit dem Ausbau des LTE- und Glasfasernetzes sowie DSL-Vectoring, erklärte der Konzern-Chef René Obermann. Eine Kombination aus Vectoring und LTE soll bis zu 200 MBit/s bringen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Mit milliardenschweren Investitionen in den Netzausbau will die Deutsche Telekom bis 2015 den Konzern vor allem in Deutschland wieder auf Kurs bringen. Zum Auftakt des Kapitalmarkttages am Donnerstag in Bonn kündigte Konzernchef René Obermann an, die Investitionen in dem Zeitraum auf rund 9 bis 10 Milliarden Euro jährlich zu erhöhen. Insgesamt werde damit über den Zeitraum eine Summe von fast 30 Milliarden Euro erreicht. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten sei Deutschland mit dem Ausbau des LTE- und des Glasfaser-Netzes.

Die Telekom kündigte aber keineswegs den Ausbau der Glasfaseranschlüsse bis zum Teilnehmer (Fiber-to-the-Loop, FTTL, oder Fiber-to-the-Home, FTTH) an. Vielmehr will der Konzern mit FTTC (Fiber-to-the-Curb, Glasfaser bis zum Kabelverzweiger) die Bandbreite in den Netzen erhöhen und den Teilnehmern dann mit DSL-Vectoring Bandbreiten von bis zu 100 MBit/s bieten.

Das von der ITU-T als G.993.5 alias G.vector vor zwei Jahren standardisierte Verfahren nutzt dank schneller digitaler Signalverarbeitung die durch das Übersprechen auf benachbarten Leitungen im Kabelbündel übermittelten Signalanteile aus, die bisher immer als Verluste bzw. Störung angesehen wurden. Die Gesamtheit der Kupferdoppeladern im Kabelbündel werden dabei zu einem von den Teilnehmern gemeinsam genutzten Medium.

Die Einführung von DSL-Vectoring stößt allerdings auf regulatorische Widerstände: DSL-Vectoring funktioniert nur, wenn die Telekom die Leitungen zum Teilnehmer exklusiv nutzen kann. Immer nur ein Netzbetreiber kann das DSL-Vectoring in einem Leitungsbündel einsetzen; das Entbündeln der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) am Kabelverzweiger, das Konkurrenten Zugang zur TAL ermöglicht, wäre nicht mehr machbar.

Mit dem Ausbau des LTE- und Glasfasernetzes und der Einführung von DSL-Vectoring will die Telekom eine Abdeckung bei den Breitbandanschlüssen erreichen, die über der im Netz der Kabelanbieter liegt. Der LTE-Ausbau soll bis im Jahr 2016 85 Prozent der Bevölkerung erreichen und Datenübertragungsraten von bis zu 150 MBit/s ermöglichen. Der Ausbau des Glasfasernetzes und DSL-Vectoring soll 65 Prozent der Bevölkerung erreichen und Datenraten bis 100 MBit/s bereitstellen. Die Telekom plant zudem die Einführung einer Hybrid-Box genannten Technik, mit der Datenverkehr über Vectoring und LTE geleitet wird. Dies werde im Downstreams bis zu 200 MBit/s und im Upstream bis zu 90 MBit/s bieten. Von den Pilotprojekten der Telekom, bei denen Glasfaseranschlüsse bis zum Teilnehmer bzw. in die Häuser gelegt werden, war auf der Veranstaltung der Telekom erst einmal nicht mehr die Rede.

Kürzer treten müssen in den kommenden Jahren die Aktionäre. Während das Unternehmen für 2012 wie schon länger versprochen 0,70 Euro je Aktie ausschütten will, soll die Dividende in den beiden folgenden Jahren auf jeweils 0,50 Euro gekürzt werden. Für die Zeit nach 2014 werde neu über die Ausschüttungspolitik entschieden, hieß es. Dabei sei auch geplant, neben einer Bardividende wahlweise eine Ausschüttung in Form von Aktien anzubieten.

"Wir investieren in die Zukunft – entschlossen und mit einer klaren Strategie", betonte Obermann laut dpa. Es werde ein Fundament geschaffen für künftiges Wachstum. Gerade im Inland stehen die Bonner unter hohem Wettbewerbsdruck. Die Investitionen in Deutschland bezifferte Obermann für den Zeitraum 2014 bis 2016 auf ein Volumen von bis zu 4,5 Milliarden Euro jährlich, fast eine Milliarde Euro mehr als in den vergangenen drei Jahren. Außerdem würden hier zusätzliche Mittel durch auslaufende Programme in anderen Bereichen frei. (jk)