Günstige Digitalkino-Alternative zu DCI

Auf dem Kongress des Bundesverbands für kommunale Filmarbeit stellte die Cinemathek Leipzig eine alternative Digitalanlage für kleine Kinos vor, die sich DCI-konforme Systeme nicht leisten können oder wollen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 78 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Georg Immich
  • Peter König

Das A-Cinema-System der Cinemathek Leipzig soll kleinen Kinos eine günstige Alternative zu DCI-konformen Anlagen bieten.

(Bild: Georg Immich)

Im Rahmen des diesjährigen Kongresses des Bundesverbandes für kommunale Filmarbeit in Dortmund stellte ein Team der Cinemathek Leipzig mit dem A-Cinema-System eine neue Lösung für die Digitalisierung kleiner und finanziell schwach ausgestatteter Kinos vor. Während aktuelle Digital-Cinema-Systeme, die der DCI-Norm entsprechen, mindestens 60.000 Euro kosten, müsste man für das System aus Leipzig lediglich 10.000 bis 17.000 Euro hinlegen, je nach Projektorstandard. Der von Stephan Wein, Veit Geldner und Sven Wörner entwickelten Anlage fehlt zwar die Secure Media Box, wodurch sie einen wichtigen Aspekt der DCI-Norm nicht erfüllt, sie kann aber trotzdem verschlüsselte DCPs abspielen, da sie zu Teilen auf dem EasyDCP-Player des Fraunhofer IIS in Erlangen zurückgreift.

Inzwischen ist bereits ein großer Teil der deutschen Kinos nach DCI-Norm digitalisiert, vor allem seit die Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin diese Umstellung mit Millionen Euro bezuschusst. Aber nicht jedes Kino erhält diese Förderung: Dafür muss es mehr als 8000 Zuschauer pro Jahr und einen Nettoumsatz von mehr als 40.000 Euro nachweisen. Durch das Raster fallen dabei kleine Kinos und viele Filmtheater mit einem kulturellen Programmansatz. Fabian Schauren, Geschäftsführer des Bundesverbandes kommunale Filmarbeit, berichtet, dass von den 100 Mitgliedskinos seines Verbandes gut die Hälfte nicht die Kriterien der FFA erfüllen kann. Das werde zu einem massiven Kinosterben in der Fläche führen. "Schon heute gibt es in Rheinland-Pfalz, wo ich herkomme, und in Ostdeutschland Regionen, in denen man im Umkreis von 50 Kilometern kein Kino findet. Wenn man keine anderen Lösungen als den DCI-Standard einführt, werden wir bald große weiße Flächen in der Kinolandschaft bekommen." Sven Wörner von der Cinemathek Leipzig berichtet, dass sich bei ihm bereits auch kommerzielle Kinobetreiber gemeldet und Interesse an A-Cinema bekundet hätten.

Kernstück der A-Cinema Anlage, die in Dortmund vorgeführt wurde, ist ein 3000 Euro teurer Rechner mit Quad-Core-i7-Prozessor und zwei Grafikkarten – eine fürs Entschlüsseln und Dekodieren, die andere für die Ausgabe des Bildes an Kontrollmonitor und Projektor. Stephan Wein, ein freier Softwareentwickler und Betreuer der IT-Infrastruktur der Cinemathek Leipzig, programmierte dafür in Real Basic und C einen eigenen Player, der auf Libraries des VLC-Players und der EasyDCP Software vom Fraunhofer Institut zurückgreift. Geschrieben für Windows 7 mit 64 Bit kann die Software einen JPEG2000-Film mit bis zu 250 Mbit/Sekunde decodieren. Im Vergleich zu einer Projektion direkt von einer DCI-Maschine zeigte sich bei der Präsentation allerdings ein ganz leichtes Krisseln. Dies führte Stephan Wein darauf zurück, dass man in Dortmund für die Bühnenpräsentation eine HDMI-Funkstrecke zwischen Rechner und DCI-Projektor einsetzte. "Bei einem Anschluss per hochwertigem HDMI-Kabel gibt es da keine Unterschiede." Dies bestätigte Heiko Sparenberg vom Fraunhofer Institut in Erlangen.

Interessiert an dem System zeigte sich unter anderem Gerald Stiller von der Kooperative Kino im Sprengel aus Hannover. Er schildert, dass dieses Kino die FFA-Kriterien nicht erfüllt und keine Förderung erhalten wird. "Bei unserer Leinwandgröße von circa 6 × 4 Metern reicht auch eine kleinere Auflösung als 2K," berichtet Stiller. "Wir brauchen kein starres, genau festgelegtes Paket, wie es der DCI-Standard vorgibt, sondern ein frei konfigurierbares System wie bei A-Cinema."
(pek)