Das Weiße Haus hat einen Blog gestartet

Während der großen Nahost-Reise von US-Präsident Bush sollen leitende Mitarbeiter des Weißen Hauses bloggen, um neue Transparenz zu demonstrieren und die Bedeutung der Reise hervorzuheben.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Blogs sind zwar ziemlich populär und für viele bereits ein Muss. Regierungsmitglieder halten sich allerdings bislang zurück. Ausgerechnet Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat schon vor einem Jahr mit einem Blog begonnen, auf dem es zwar nicht viel zu lesen gibt, aber immerhin Internetnutzer ihre mitunter auch bösen Kommentare hinterlassen können, ohne gesperrt zu werden. Das geistliche Oberhaupt Irans, Ayatollah Ali Khamenei, betreibt zwar keinen Blog, beantwortet aber unter anderem auf seiner Webseite schon lange und regelmäßig Fragen der korrekten Lebensführung.

Zwar hat US-Heimatschutzminister Chertoff im letzten Jahr mit seinen Mitarbeitern einen Blog begonnen, aber man bezeichnet dies lieber als "Leadership Journal" und ist von vorneherein mit der Ankündigung gestartet, dass unerwünschte Beiträge von Lesern entfernt werden.

Anlässlich der achttätigen Reise von Präsident George W. Bush in den Nahen Osten, auf der er erstmals Israel und die palästinensischen Gebiete besucht, wird das Weiße Haus nun eine Premiere machen und hat eine Art Blog gestartet, auf dem regelmäßig Postings erfolgen sollen. In den Trip Notes from the Middle East wird Bush, dem auch eine Abneigung gegen E-Mails nachgesagt wird, wohl nicht selber schreiben, sondern nur mitreisende hohe Mitglieder des Stabs des Weißen Hauses. Damit will man offensichtlich eine bislang unübliche Geste der Transparenz demonstrieren und gleichzeitig auf die Bedeutung der Reise hinweisen, die Bush nach Israel in den Kuwait, nach Bahrain, in die Arabischen Emirate, nach Saudi-Arabien und Ägypten führen wird.

Ziel der Reise ist es nach offiziellen Verlautbarungen, "den Terrorismus und Extremismus zu bekämpfen, die Freiheit zu fördern und Frieden und Wohlstand in der Region zu verbreiten". Vor allem aber sollen die "Erfolge" der Annapolis-Konferenz ausgebaut werden, aber das politische Gelände ist heikel, Experten erwarten auch von dieser Reise keine Ergebnisse, weder im Hinblick auf Israel und die Gründung eines palästinensischen Staates noch auf den Konflikt mit dem Iran. Dieser hatte sich gerade wieder zugespitzt, als es in der Straße von Hormus beinahe zu einem Schusswechsel zwischen der amerikanischen und der iranischen Marine gekommen wäre.

Dana Perino, die Sprecherin des Weißen Hauses, wies darauf hin, dass die angekündigte regelmäßige Berichterstattung, die sie "einen kleinen Blog" (a little bit of a blog) nannte, "neu" für sie alle sei. Wie oft man dort etwas zu lesen bekommen wird, sagte sie nicht und meite nur: "hoffentlich täglich". Den ersten Eintrag machte sie denn auch gleich selbst am heutigen Tag und lässt darin schon deutlich werden, was man wohl auch in Zukunft von den anderen Autoren erwarten darf: wohlüberlegte Pressemitteilungen, für die man eigentlich keinen eigenen Blog hätte einrichten müssen. Aber vielleicht ist es ja auch wirklich als Test gedacht, in dem man vorsichtig eine neue, persönlichere Mitteilungsform ausprobiert und sieht, wie das ankommt. Da man aber das diplomatische Korsett auch hier nicht verlassen darf, scheint der Versuch schon im Ansatz verfehlt zu sein. (fr)