Ärzteverband fordert Konsequenzen aus britischer Datenpannen-Serie

Der NAV-Virchow-Bund meint, Deutschland müsse bei der Planung der elektronischen Gesundheitskarte aus der britischen Datenpannen-Serie lernen. Statt fehleranfälliger zentraler Datenbanken sollten dezentrale Speichertechniken verwendet werden.

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Von
  • Detlef Borchers

Der NAV-Virchow-Bund, ein Verband der niedergelassenen Ärzte, hat in einer Stellungnahme Konsequenzen aus dem massiven Datenverlust von Patientendaten in Großbritannien gefordert. Bezogen auf die Systemarchitektur der deutschen Gesundheitskarte (eGK) fordert der Verband, dass Deutschland aus der britischen Pannenserie lernen muss. Statt fehleranfälliger zentraler Datenbanken sollten dezentrale Speichertechniken wie eine USB-Lösung verwendet werden, bei denen der Patient auch physisch Herr seiner Daten ist.

Für den Ärzteverband ist der Datenverlust in Großbritannien ein Menetekel für die deutschen Planungen zur Gesundheitskarte, obwohl das britische System nicht einmal auf die zentrale Speicherung von Daten setzt: Es arbeitet mit regionalen, untereinander verbundenen Datenbanken. Auch das ist für den NAV-Virchow-Bund noch zu fehleranfällig. Er favorisiert eine USB-Lösung, bei der alle medizinischen Daten auf einer USB-Karte oder einem USB-Stick des Patienten gespeichert sind. Diese Lösung wird von der Projektgesellschaft Gematik abgelehnt. "Bislang hält die Gematik jedoch stoisch an einem System fest, das längst von neuen, besseren Lösungen überholt wurde. Statt die Augen vor Alternativmodellen zu verschließen, sollten diese endlich vorbehaltlos getestet werden", wird Verbandspräsident Klaus Bittmann in der Pressemeldung zitiert.

Unterdessen geht die Planung des Rollouts der eGK in die Zielphase. Nach Plänen des Gesundheitsministeriums und der Gematik wird Deutschland in fünf Rollout-Regionen aufgeteilt, in denen die neue Karte zum Jahresende oder Anfang 2009 verteilt werden soll. Wird der Rollout in einer solchen Region offiziell als beendet erklärt, sind Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser dieser Region dazu verpflichtet, Lesegeräte für die eGK zu haben. Zusammen mit dem Rollout der elektronischen Gesundheitskarte werden alle niedergelassenen Ärzte außerdem dazu verpflichtet, am 1. Januar 2009 ein Praxiscomputersystem einzusetzen. Gegenwärtig rechnen nach Angaben der kassenärztlichen Vereinigungen noch etwa 15.000 bis 20.000 Ärzte in Deutschland ganz ohne Computer papierbasiert ab. (Detlef Borchers) / (anw)