Politische Grabenkämpfe in der Wikipedia

Der WikiScanner hat ein neues Opfer gefunden: Der Hessische Landesverband der CDU wurde bei Manipulationen in Wikipedia ertappt. Auch für den anlaufenden US-Wahlkampf scheint die freie Online-Enzyklopädie immer wichtiger zu werden.

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Von
  • Torsten Kleinz

Der WikiScanner hat ein neues Opfer gefunden: Der Hessische Landesverband der CDU wurde bei Manipulationen in Wikipedia ertappt. Auch für den anlaufenden US-Wahlkampf scheint die freie Online-Enzyklopädie immer wichtiger zu werden.

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, war die Wikipedia-Biographie des hessischen Landtagsabgeordneten der Grünen Tarek Al-Wazir Ziel gezielter Manipulationen aus dem hessischen CDU-Landesverband. So wurde eine Episode über einen vermeintlich rassistischen Zwischenruf eines CDU-Abgeordneten auf eine parteiische Version hingebogen, die Partei Die Linke bezeichnete der anonyme Autor kurzerhand als "SED". Gegenüber der Zeitung entschuldigte sich eine CDU-Sprecherin damit, dass die Änderungen von einem Praktikanten vorgenommen worden seien. "Die Sache wurde umgehend geklärt und ist längst erledigt. Der Praktikant hatte sich für sein bedauerliches Verhalten entschuldigt", erklärte die Sprecherin der CDU-Hessen, Esther Petry.

Der Wikiscanner ermöglicht die einfache Recherche, aus welchen IP-Netzen anonyme Änderungen vorgenommen werden. Auf diese Weise konnten in den vergangenen Wochen zahlreiche Manipulationen aufgedeckt werden – vom Vandalismus von CIA-Rechnern bis zu innenpolitischen Ränkespielen in Österreich. Die Suchmaschine steht mittlerweile für acht verschiedene Sprachversionen der Wikipedia bereit und durchforstet über 40 Millionen anonyme Änderungen in der freien Online-Enzyklopädie.

Unterdessen hinterlässt der anlaufende US-Wahlkampf in der Wikipedia seine Spuren. So erscheint die Darstellung in der von Freiwilligen erstellten Seite so wichtig für das öffentliche Image, dass selbst über winzige Details in den Biographien der Kandidaten gerungen wird. Wikipedia-Autoren kämpfen beispielsweise um die Frage, ob die Kosten für einen Haarschnitt von John Edwards relevant ist, und ob der Kandidat Fred Thompson mit seinem Geburtsnamen "Freddie" vorgestellt werden sollte. (Torsten Kleinz) / (jk)