TIMTOWTDI: 25 Jahre Perl

Am 18. Dezember hat sich zum 25. Mal die Veröffentlichung von Version 1.0 der Programmiersprache Perl in der Newsgroup comp.sources.misc gejährt. Aus gegebenen Anlass also ein kleiner Rückblick auf die Geschichte der Sprache mit dem Kamel.

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Von
  • Julia Schmidt

Flexibilität, Reife und Erweiterbarkeit. Fragt man Anhänger von Perl nach den Eigenschaften, die diese Programmiersprache in ihren Augen attraktiv machen, fällt meist mindestens einer dieser Begriffe. Kritiker stehen der Sprache, die zeitweise auch als Schweizer Taschenmesser oder Klebeband (Ducttape) des Internets bezeichnet wird, häufig aufgrund des Wahlspruchs "There is more than one way to do it" (TIMTOWTDI, "Es gibt mehr als einen Weg etwas zu erledigen") skeptisch gegenüber und unterstellen schwer bis gar nicht lesbaren Code. 25 Jahre nach Veröffentlichung von Perl 1.0 ist die Entwicklergemeinde laut Perl Foundation zwar älter geworden und muss sich um Nachwuchs bemühen, die Arbeit an der Programmiersprache geht aber nach wie vor weiter.

Larry Wall, der zur Zeit des ersten Releases bei Unisys als Programmierer angestellt war, entwickelte Perl als Unix-Scriptsprache mit Anlehnung an sh, Awk und Sed. Der Name der Sprache sollte möglichst kurz und positiv besetzt sein, sodass Wall am Ende bei Pearl landete, was er in Perl änderte, da die andere Schreibweise schon belegt war. 1988, ein Jahr nach dem offiziellen ersten Auftreten, wurde Version 2 veröffentlicht, weitere Sprünge fanden 1989 und 1991 statt, bevor 1994 Perl 5 mit einem erneuerten Interpreter erschien und sich das Versionenschema änderte.

Um Module zentral bereitstellen zu können, wurde mit der Veröffentlichung von Perl 5.0 1994 das Comprehensive Perl Archive Network, kurz CPAN, eingeführt. Perl-Entwickler hatten so die Möglichkeit, einen Account anzulegen und Code auf einem Server zu hinterlegen oder an Projekten mitzuarbeiten. Es war also ein wichtiger Schritt in Richtung internationaler Zusammenarbeit. Zur selben Zeit wurde auch eine Gruppe zur Portierung alter Codeelemente auf Perl 5 gegründet. Das Aufgabengebiet der Perl 5 Porters (P5P) hat sich seitdem auf die Weiterentwicklung und Beaufsichtigung der Arbeiten an Perl 5 verschoben. Auch heute noch ist P5P für die Qualität und Instandhaltung des Perl-5-Kerns verantwortlich - eine Tatsache, die wesentlich dabei hilft, die Sprache stabil und rückwärtskompatibel zu halten.

2000 war Perl 5.6 aktuell und eine neue Bewegung innerhalb der Entwickler-Community formierte sich mit dem Ziel, eine Liste mit notwendigen und überflüssigen Eigenschaften zu erstellen und Perl Version 6 als komplett neuen Code zu veröffentlichen. Als zeitliches Vorgabe für den Versionssprung wurde "pünktlich zu Weihnachten" angepeilt, doch eine fertige Version lässt bis heute auf sich warten. Trotzdem brachten die Arbeiten an Perl 6 und die damit verbundene Forschung Fortschritte, denn viele der in diesem Rahmen entstandenen Ergebnisse und Empfehlungen konnten in Perl 5.x umgesetzt werden. Ein Beispiel hierfür sind bessere Möglichkeiten zur objektorientierten Programmierung durch das Moose postmodern Object System. Darüber hinaus sind einige Perl-6-Implementierungen in Form von Projekten wie Rakudo und Niecza verfügbar und auch verschiedene Module und Bibliotheken sind bereits vorhanden.

Was die Entwicklung von Perl 5 angeht, so werden seit 2010 monatlich Änderungen freigegeben und einmal pro Jahr eine stabile Version herausgebracht - zuletzt 2012 Version 5.16.

In Zukunft muss sich Perl neuen Herausforderungen stellen: Bei immer mehr mobilen Geräten ist es heute notwendiger denn je die Sprache dahingehend anzupassen, dass sie auch den damit verbundenen Anforderungen gerecht werden kann. Darüber hinaus sollten Wege gefunden werden, mehr junge Leute für die Sprache zu begeistern, da die Perl-Gemeinde laut Perl Foundation eher aus Entwicklern älterer Semester besteht. (jul)