Mittelmeer bleibt "Internet-Nadelöhr"

Die direkte Internet-Verbindung von Europa nach Indien bleibt nach Einschätzung von Experten auf absehbare Zeit ein Daten-Engpass.

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Da inzwischen viel Arbeit für Europa in Indien erledigt wird, hängen zahlreiche Bereiche des Wirtschaftslebens von breitbandigen Internet-Verbindungen in diese Region ab. Doch die Verbindung zwischen Europa und dem Nahen Osten bleibt nach Einschätzung von Experten auf absehbare Zeit ein Daten-Engpass. "Dieser Glasfaserweg über das Mittelmeer ist ein Nadelöhr. Auf der Route war bis vor Kurzem nur wenig Verkehr, sodass es keine große Nachfrage nach neuen Seekabeln gab", erklärt Tim Strong, Analyst bei Telegeography Research, einem Marktforschungsunternehmen, das die globale Vernetzung untersucht. Diverse neue Leitungen seien in der Region inzwischen zwar geplant, doch eben noch nicht online.

Die beiden kürzlich beschädigten Leitungen wurden rund acht Kilometer nördlich von der ägyptischen Stadt Alexandria unterbrochen. Sie sind die neuesten der drei vorhandenen Verbindungen: Kabel eins gehört Flag Telecom, einer Tochter der indischen Reliance Group. Es verläuft rund 27.000 Kilometer weit von Europa nach China. Kabel zwei, Sea-Me-We 4, wird von einem Konsortium aus 15 verschiedenen Telekommunikationsfirmen betrieben. Es geht von Spanien nach Singapur. Zusammengenommen haben die Kabel laut Telegeography Research eine Kapazität von fast 620 Gigabit pro Sekunde. Kabel drei (und unbeschädigt) ist das ältere Sea-Me-We 3 mit einer Kapazität von nur 70 Gigabit pro Sekunde – deutlich langsamer als die anderen.

Telegeography Research zählt zur Zeit vier neue Projekte, die auf der Europa-Ägypten-Route in den kommenden Jahren geplant sind. Darunter ist ein weiteres Kabel von Flag Telecom, eines von Telecom Egypt, eines vom ägyptischen Anbieter Orascom Telecom und eines vom Konsortium "India-Middle East-Western Europe". Die Route soll laut Analyst Strong jedoch weitgehend gleich bleiben, was das Nadelöhr nicht unbedingt behebt. "Mit mehr Kabeln wird es mit der Zeit besser. Aber es fehlt immer noch eine physikalische und geographische Redundanz."

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(wst)