Ganze BĂĽcher sollen nicht digitalisiert werden

Der Direktor der Library of Congress, der weltweit größten Bibliothek, ist dem Internet gegenüber skeptisch eingestellt.

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Von
  • Florian Rötzer

James Billington, Direktor der weltweit größten Bibliothek, hat unlängst während eines Vortrags über die Zukunft der Library of Congress im Informationszeitalter gesagt, dass man nicht vorhabe, den Bestand an Büchern zu digitalisieren und ins Netz zu stellen. Die Library of Congress hat einen Bestand von 119 Millionen Dokumenten. Auf der Website der Bibliothek werden bereits drei Millionen Dokumente aller Formate zur Verfügung gestellt. Zwar soll demnächst eine neue Website eröffnet werden, um, wie Billington ankündigte, "eines der frühesten Versprechen des Internet" zu realisieren: "Die Library of Congress jedem Jungen und jedem Mädchen unabhängig davon, wo er oder sie lebt, mit einem Tastendruck verfügbar zu machen." Aber hier sollen nicht ganze Bücher, sondern wenig benutzte Dokumente wie Karten oder Tonaufzeichnungen veröffentlicht werden: "Wir besitzen so viele Dokumente in speziellen Formaten, die noch nie jemand gesehen hat." Und diese der Öffentlichkeit über das Internet zur Verfügung zu stellen, sei weitaus wichtiger als ganze Bücher.

Die Weigerung, den Bücherbestand zu digitalisieren, entspringt für ihn aber nicht nur strategischen Überlegungen, was man zuerst veröffentlichen sollte, sondern auch einer offenbar tiefen Abneigung gegenüber dem Internet: "Bislang scheint das Internet weitgehend die schlimmsten Eigenschaften des Fernsehens mit dessen Neigung zu Sex und Gewalt, halbgebildetem Gestammel, verkürzten Aufmerksamkeitsspannen und nahezu völliger Unterwerfung unter kommerziellen Gesichtspunkten zu erweitern." Überdies gebe es einen "Unterschied zwischen dem Wenden von Seiten und Herunterscrollen einer Webseite". Ein Buch sollte eine Art der Achtung hervorrufen, während elektronische Bücher "verführen" und das Internet einsam mache.

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