Verkauf der Tele2-Mobilfunktochter an Telekom Austria vor Kartellgericht
Anders als Telekom Austria erwartete, hat die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde den Deal nicht durchgewinkt, sondern eine Überprüfung durch das Kartellgericht beantragt.
Entgegen den Erwartungen von Telekom Austria (TA) und Tele2 wird die Übernahme der Tele2-Mobilfunktochter TWAUSMOB GmbH durch die TA vom Kartellgericht überprüft. Wie am Donnerstag in Österreich bekannt wurde, hat die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) den Deal nicht durchgewinkt, sondern im Dezember eine Überprüfung durch das Kartellgericht beantragt. Dieses kann die Übernahme genehmigen oder untersagen. In der Praxis kommt es oft zu Genehmigungen, wenn sich der Übernehmer Selbstverpflichtungen auferlegt.
Tele2 ist in Österreich ein MVNO (Mobile Virtual Network Operator) im Netz von One und betreut dabei hauptsächlich umsatzschwache Kunden auf Vorauszahlungsbasis (Prepaid). Das Mobilfunkgeschäft brachte Tele2 allerdings Verluste. Im Oktober 2007 wurde der Verkauf der Mobilfunksparte an die Telekom Austria bekannt gegeben, die für offiziell 131.000 Kunden und Verlustvorträge in nicht genannter Höhe rund 7 Millionen Euro zahlen möchte. Da der Mobilfunk-Marktführer Mobilkom Austria eine Tochter der TA ist, könnte die Übernahme der Tele2-Kunden nach Ansicht der BWB Wettbewerbsprobleme am Endkundenmarkt, im Großhandel und beim internationalen Roaming verursachen.
Das Kartellgericht hat bis April Zeit für die Prüfung der Übernahme. Bis zur Entscheidung dürfte die Zahl der Tele2-Mobilfunkkunden deutlich gesunken sein. Tele2 hat das Marketing für das Angebot bereits eingestellt. Gleichzeitig ziehen günstige Mobilfunktarife mit Rechnungslegung Kunden von fast allen Prepaid-Angeboten ab. In der Branche ist von Kundenverlusten (Churn) im Prepaid-Segment von gut 30 Prozent pro Jahr die Rede. Die TA dürfte diese Entwicklung mit Fassung tragen; ihr wird nachgesagt, vor allem an den Verlustvorträgen interessiert zu sein. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)