AMD stellt Direct3D-10-Grafikchips für Desktops und Notebooks vor

Monate nach dem ärgsten Konkurrenten präsentiert nun auch AMD Grafikprozessoren für Direct3D 10. Zwei Serien für Desktop-Systeme und Notebooks decken dabei gleich den Bereich von der preiswerten Einstiegslösung bis zur Hochleistungsgrafik ab.

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Von
  • Manfred Bertuch

Nach einigen Verzögerungen stellt AMD nun seine ersten Direct3D-10-GPUs vor. An der Spitze von AMDs Desktop-Grafikchips für Direct3D 10 steht der Radeon HD 2900 XT (R600); das Mittelfeld decken zwei Ausführungen Radeon HD 2600 (RV630) ab. Der günstigste und leistungschwächste 3D-Chip ist der Radeon HD 2400 (RV615, ebenfalls in zwei Ausführungen).

Den HD 2900 XT positioniert AMD nicht gegen Nvidias bereits im vergangenen November eingeführte GeForce 8800 GTX oder dessen vor wenigen Tagen vorgestellte Ultra-Variante, sondern gegen den etwas schwächeren GeForce 8800 GTS. Dabei hofft AMD, dass sich der Preis im Handel deutlich unter 400 Euro festlegt. Als Zugeständnis an die späte Markteinführung packt AMD noch die drei Spiele Half-Life 2 – Episode II, Team Fortress 2 und Portal dazu. In der Mittelklasse treten zwei Varianten des 2600er-Chips an, von denen die schnelle XT-Version knapp 200 Euro und die deutlich langsamere Pro-Version rund 100 Euro kosten soll. Die nur begrenzt spieletauglichen 2400er-Modelle sollen sowohl in der XT- als auch in der Pro-Ausführung unter 100 Euro liegen. Während das Flaggschiff Radeon HD 2900 XT ab heute erhältlich ist, soll die Mittel- und Einstiegsklasse Anfang Juli in den Handel kommen.

Für Notebooks bietet AMD ebenfalls Pro- und XT-Varianten des Mobility Radeon HD 2600 und des Mobility Radeon HD 2400 an. Der fünfte und langsamste Notebook-Chip mit der Bezeichnung Mobility Radeon HD 2300 ist lediglich ein umgetaufter DirectX-9-Chip. Erweiterte Stromsparmechanismen (Powerplay 7.0) und die Fertigung in 65 nm sollen die Akkulaufzeit verlängern. Notebooks mit den neuen Chips kommen voraussichtlich ab Juli in den Handel.

Auch bei den Direct3D-Chips von AMD kümmern sich universelle Shader-Rechenwerke um die Berechnung von Geometriedaten und Pixelfarbwerten. Beim HD 2900 XT beteiligen sich 320 Prozessoren am Bildaufbau, die bei einer Taktfrequenz von 742 MHz rund 475 GFLOPS leisten. Der Speicherbus hat eine Breite von 512 Bit, und der Speichertakt beträgt 828 MHz. Die HD-2600-Chips arbeiten mit 120 Shader-Prozessoren und einem Chiptakt von 600 bis 800 MHz. Der über einen 128-Bit-Bus angebundene Speicher arbeitet bei der XT-Version mit 1100 MHz und bei der Pro-Ausführung mit 400 MHz. Der HD 2400 XT ist 700 MHz schnell, die Pro-Ausführung begnügt sich mit 515 MHz. Der Speicher ist über einen 64-Bit-Bus angebunden und arbeitet mit 800 beziehungsweise 400 MHz. Zu den Besonderheiten der HD-2000-Chips zählt eine programmierbare Tessellation-Engine, die Objekte und weitläufiges Terrain aus Millionen von Dreiecken aufbauen kann.

Die Wiedergabe von HD-Videos unterstützen die HD-2000-Chips mit einer kräftig erweiterten Video-Engine. Sie übernimmt fast alle Stufen des Dekodierprozesses, wodurch HD-Filme auch auf Rechnern mit schwacher CPU ruckelfrei laufen. Die AMD-Chips beschleunigen die bei HD- und Blu-Ray-DVDs vorherrschende H.264-Dekodierung sowie das von Microsoft eingeführte VC-1-Format. Die HD-2000-Chips sind zudem mit einem Audio-Controller ausgestattet, der Audio-Daten unter Windows XP und Windows Vista über den PCIe-Slot beziehen kann. Man muss Grafikkarten mit HDMI-Ausgang das Audio-Signal nicht mehr intern über eine Kabelverbindung zuführen. Das Audio-Signal liegt zudem an jeder DVI-Buchse an. Die HD-2000-Grafikkarten können daher mit einem speziellen, audiofähigen DVI-auf-HDMI-Adapter auch Geräte mit einem HDMI-Eingang ansteuern.

In ersten DirectX-9-Tests zeigt sich, dass AMD mit der HD 2900 XT nicht mit dem GeForce 8800 GTX konkurrieren kann, sondern eher auf dem Niveau des etwa gleichteuren GeForce 8800 GTS liegt. Die Einschätzung der Direct3D-10-Leistung ist mangels geeigneter Tests noch nicht möglich. Die mittlere Stromaufnahme des HD 2900 XT liegt bei 3D-Tests wie dem 3DMark06 mit 153 Watt aber fast doppelt so hoch wie bei Grafikkarten mit dem GTS-Chip. Kurzzeitig treten sogar Spitzen von über 200 Watt auf. Bei ruhendem Desktop nimmt die Karte 65 Watt auf.

Der Mittelklasse-Chip und der HD 2400 sollen sich dagegen mit rund 45 und 25 Watt begnügen, da AMD diese Chips schon in 65 nm fertigt. Grafikkarten mit dem HD 2600 XT benötigen daher keine zusätzliche Stromzufuhr vom Netzteil und sollten sich gut passiv kühlen lassen. Mit seinen 120 Shader-Prozessoren sollte AMDs Mittelklasse auch bei der 3D-Leistung gut mit dem GeForce 8600 GTS konkurrieren können, der mit nur 32 Prozessoren auskommen muss, aber einen höheren Shader-Takt verwendet. Weitere Details und Testergebnisse bringt c't in der ab heute im Handel erhältlichen Ausgabe 11. (Manfred Bertuch) / (thl)