Verbände fordern mehr Jugendschutz im Netz

Anlässlich des Safer Internet Day am morgigen Dienstag fordern Familien- und Wirtschaftsverbände effektivere Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet und setzen dabei neben Aufklärung im familiären Bereich auch auf Sperrverfügungen.

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Kinder sind nach Ansicht des Kinderschutzbundes in Bayern nicht ausreichend vor jugendgefährdenden Seiten im Internet geschützt. "Oft genügt nur ein falscher Klick und das Kind landet auf Seiten, die man gerne noch einige Jahre von ihm ferngehalten hätte", hieß es am heutigen Montag in einer Mitteilung zum morgigen Welttag "Safer Internet Day". Die Sicherheitsbarrieren von Anbietern jugendgefährdender Seiten seien oft nicht ausreichend. Auch auf privaten Rechnern gebe es vielfach keinen Schutz.

Viele Eltern fühlten sich dem Thema Sicherheit im Netz nicht gewachsen oder wüssten gar nicht, welche Gefahren im Internet für ihr Kind lauern. "Die Liste der nicht-jugendfreien Angebote ist lang." Außerdem könnten die Kinder ungeeignete Kontakte knüpfen. Besonders versierte Kinder könnten die im Handel angebotene Filtersoftware umgehen. Mit neuen Medienkompetenzkursen will der Deutsche Kinderschutzbund deshalb Eltern und Erziehenden sichere Wege durch den Mediendschungel zeigen.

Andere Verbände schließen sich der Kritik an und fordern effektive Sofortmaßnahmen. Anlässlich des Safer Internet Day sprechen sich unter anderem der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sowie der Interessenverband des Video- und Medienfachhandels Deutschland (IVD) und der Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft (BDWI) für einen effektiveren Jugendschutz und die Bekämpfung illegaler Inhalte im Netz aus. "Frei verfügbare Pornografie, Gewaltfilme und Raubkopien" hätten längst "Besorgnis erregende Ausmaße" angenommen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung (PDF-Datei) der Verbände mit dem Bundeselternrat und dem Deutschen Familienverband.

Politik und Wirtschaft sollten nun die gesetzlichen Grundlagen für Netzfilter schaffen und die "Durchleitung illegaler Inhalte notfalls per Sperrungsverfügung" verhindern. Die Verbände haben ihre Begehrlichkeiten auf die DSL-Anbieter konzentriert, denen sie mangelndes Verantwortungsbewusstsein vorwerfen. Kein Gesetz zwinge die Provider, illegale Inhalte durchzulassen, dennoch "seien diese insbesondere in Tauschbörsen beliebig verfügbar". Doch die Provider, so beklagt die Allianz aus Familien- und Wirtschaftsverbänden, reagierten nicht. Das lasse sich "einzig durch den Umstand erklären, dass der Verkauf von DSL-Produkten durch illegale Downloadangebote im Internet nicht unerheblich angekurbelt werde".

Zumindest den beteiligten Wirtschaftsverbänden sind solcherart ökonomische Motive allerdings nicht wesensfremd. Der BDWI und der in ihm organisierte IVD vertreten unter dem Banner des Jugendschutzes auch die Interessen ihrer Mitglieder. Medienhandel und Videotheken leiden unter der illegalen Verbreitung geschützter Inhalte im Netz und müssen angesichts wachsenden Interesses an digitalen Vermarktungsmöglichkeiten um ihren Platz in der Verwertungskette kämpfen. (vbr)