Energiewende: Staaten wollen bei erneuerbaren Energien kooperieren

Deutschland sucht Mitstreiter für seine Energiewende. Mit rund zehn Staaten soll bei einer Energiekonferenz in Abu Dhabi eine Koalition begründet werden. Greenpeace warnt vor Symbolpolitik: Mit ein paar Dollars mehr für Solaranlagen sei es nicht getan.

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  • dpa

In Abu Dhabi will Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) am heutigen Montag mit voraussichtlich zehn anderen Ländern einen Club der Energiewendestaaten aus der Taufe heben. Zunächst nimmt Altmaier in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate an der Vollversammlung der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) teil. Am Abend soll dann die Grundlage für die engere Kooperation mit bestimmten Staaten beim Ausbau der erneuerbaren Energien gelegt werden.

Die genaue Zahl der teilnehmenden Staaten soll erst im Rahmen der inoffiziellen Gründungsveranstaltung festgelegt werden. Geplant ist, dass auch große Länder wie China mitmachen. Dadurch soll der globale Klimaschutz in Zeiten einer rasanten Erderwärmung gestärkt werden. Zudem sind fossile Rohstoffe nicht mehr unbegrenzt verfügbar und dürften immer teurer werden. "In einer Welt von bald acht Milliarden Menschen wird es keine Alternative mehr dazu geben, Wirtschaftswachstum vom Verbrauch natürlicher Ressourcen zu entkoppeln, wenn wir nicht unsere elementaren Lebensgrundlagen auf diesem Planeten gefährden wollen", hatte Altmaier seinen Einsatz für ein solches Vorreiter-Bündnis schon vor Monaten in einem Gastbeitrag in der Financial Times Deutschland begründet.

Die erneuerbaren Energien seien der Schlüssel für die Energieversorgung von morgen. Zugleich seien sie ein Motor für wirtschaftliche Entwicklung und neue Arbeitsplätze, meinte Altmaier. Über 3,5 Millionen Menschen würden weltweit bereits in dieser Branche arbeiten. Rund 120 Staaten hätten bereits nationale Ausbauziele, darunter auch Ölproduzenten wie Saudi-Arabien, aber auch große Schwellenländer wie China oder Brasilien setzten immer stärker auf den Ausbau grüner Energie.

Die Ökoenergie-Branche könnte durch eine stärkere Kooperation auf neue Absatzmärkte hoffen. Angesichts nur minimaler Fortschritte bei den UN-Klimakonferenzen sieht Altmaier eine wichtige Ergänzung in neuen Bündnissen von Vorreiterstaaten. Er betont, dass gerade in Schwellen- und Entwicklungsländern der Ökostrom-Ausbau noch stärker unterstützt werden müsse, denn rund 1,4 Milliarden Menschen in den Entwicklungsländern seien an keine Energieversorgung angeschlossen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sieht in dem Club jedoch die Gefahr reiner Symbolpolitik. "Wir brauchen sicher nicht noch ein Jahrzehnt neue Energiewende-Konferenzen", sagte der Energieexperte von Greenpeace International, Sven Teske, gegenüber dpa. "Wir brauchen nicht ein weiteres Wohlfühlprogramm mit ein paar Dollar für ein paar Solaranlagen und eine jährliche Konferenz." Zudem sei so etwas nur sinnvoll, wenn auch der Druck erhöht würde, "letztendlich jegliche Unterstützung für den weiteren Ausbau von Kohle- und Atomkraftwerken auf Null zu fahren".

Teske, Koordinator einer globalen Energiestudie zum Ausbau erneuerbarer Energien, sagte, heute gebe es neue Herausforderungen, die finanzielle Unterstützung werde immer weniger benötigt. "Die Kosten für Erneuerbare sind heute quasi die gleichen wie für konventionell erzeugte Energie." Die Preisgleichheit sei geschafft. Nur die Zeitgleichheit, also die Stromproduktion wenn der Strom auch gebraucht wird, sei bei Wind- und Solarenergie noch nicht erreicht. "Damit ist die Hürde, die die Energiewendestaaten rein finanziell überspringen müssen, um Erneuerbare auszubauen, eher nicht vorhanden. Die Netzregelungen sind jetzt eigentlich der Fokus der Debatte, nicht die Einspeisevergütung für Erneuerbare", sagte Teske. Im Stromnetz sollten die Erneuerbaren generell und immer Vorfahrt haben - übrige Energieformen müssten sich daran orientieren. (jk)