Das Geschäft der deutschen "Premiummarken" floriert in den USA

Deutsche Luxusautos sind in den USA beliebt, doch die amerikanischen Hersteller versuchen nachzuziehen. Für die deutschen Hersteller gilt es nun, ihren Vorsprung bei Fahrzeugelektronik und sparsamen Antrieben aufrecht zu erhalten

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Von
  • Gernot Goppelt

Zwischenzeitlich hatte die Detroit Auto Show an Bedeutung für die deutschen Hersteller verloren, doch das hat sich geändert: Zwischen 2009 und 2012 ist der Gesamtabsatz im Premiumsegment in den USA um 25 Prozent gewachsen, rechnet Branchenexperte Felix Kuhnert von der Beratungsgesellschaft PwC vor. Die deutschen Hersteller hätten im gleichen Zeitraum aber doppelt so stark zulegen können. Die Folge: Zuletzt beherrschten BMW, Mercedes-Benz, Audi, Porsche und Co. mehr als die Hälfte des gesamten US-Premiumsegments.

Außer China sind die USA der wichtigste Markt für die Deutschen – und die Bedeutung steigt noch. Allerdings ist die Konkurrenz durchaus gut vertreten. Vor allem die japanischen Hersteller haben es geschafft, die US-Kunden für ihre Nobelkarossen zu begeistern. Toyota hat Lexus, Nissan hat Infiniti und Honda hat Acura. Auch die US-Konzerne haben wiederentdeckt, dass sich mit Premium gutes Geld verdienen lässt. General Motors frischt seine legendäre Nobelmarke Cadillac mit neuen Modellen auf, gleiches gilt für Ford mit der einstigen Präsidentenmarke Lincoln.

Deutsche Luxusmarken haben in den USA seit 2009 kräftig zu gelegt.

(Bild: NAIAS)

Die in Auto-Dingen bestens informierte Lokalzeitung Detroit News verstieg sich schon zu der Aussage, dass in den Messehallen auf der North American International Auto Show "Luxus in der Luft" läge. "Detroit war sonst eher Brot und Butter." Nun stellen aber selbst Maserati, Bentley und Ferrari ihre teuren Luxusschlitten in der eher tristen Industriestadt vor. Die Automesse ist nur wenige Gehminuten von der fast entvölkerten Innenstadt entfernt, in der geschlossene Ladengeschäfte von einem vergangenen urbanen Leben zeugen.

Das Klima für die Autohersteller sei derzeit ideal in den USA, sagt Analyst Jesse Toprak vom Branchenportal TrueCar.com. Die von den Herstellern erzielten Preise seien so hoch wie nie. Im Schnitt gab ein Amerikaner demnach im Dezember für seinen Neuwagen 31.228 Dollar aus (23.411 Euro), ein Zuschlag von 542 Dollar zum Vorjahresmonat. Die Amerikaner haben mehr Geld in der Tasche, weil die Wirtschaft angesprungen ist und sie wieder einfacher an Kredite herankommen. Außerdem sind die Autos auf US-Straßen vergleichsweise alt. Das schlägt sich bei den deutschen Herstellern in Rekordverkäufen für das vergangene Jahr nieder. Selbst der Kleinwagen Mini aus dem Hause BMW verkauft sich derzeit glänzend im Land der Straßenkreuzer.

Doch warum sind gerade die deutschen Hersteller so beliebt in den USA? "Eine Stärke der Deutschen ist, dass sie bereit sind, viel Geld in Technologien zu investieren, während die Amerikaner kurzfristig Gewinne maximieren wollen", sagt Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. In die gleiche Kerbe schlägt sein Kollege Frank Schwope von der NordLB: Die US-Produkte seien technologisch sowohl den deutschen als auch den japanischen Premiumfahrzeugen unterlegen.

Wenn das stimmen sollte, zeugt es von einem Stimmungswechsel in der amerikanischen Käuferschaft. Jahrzehntelang legten US-Kunden vor allem Wert auf viel Ausstattung und Komfort fürs Geld. Das schien nicht einmal unvernünftig, weil die Tempolimits in den USA Kriterien wie Fahrwerksqualitäten ohnehin in den Hintergrund treten ließen. Mittlerweile haben sich aber die Kernfelder der Technologieentwicklung verschoben: Elektronik und Verbrauchsenkung stehen im Vordergrund, besonders bei Zweiterem haben die US-Hersteller Nachholbedarf. Für die deutschen Hersteller heißt das, den Vorsprung bei der Antriebstechnik zu wahren und vermehrt Angebote in der Komfortelektronik zu machen. (Mit Material der dpa) (ggo)