Wikimedia eröffnet Reiseportal

Die Online-Enzyklopädie Wikipedia bekommt ein neues Schwesterprojekt. Gleichzeitig hat das Projekt Wikidata einen wichtigen Meilenstein geschafft: Die Wikipedia-Datenbank ging erstmals in den Livebetrieb.

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Von
  • Torsten Kleinz

Zum zwölfjährigen Bestehen der Wikipedia bekommt die Online-Enzyklopädie ein neues Schwesterprojekt: Am heutigen Dienstag hat das Reiseportal Wikivoyage offiziell eröffnet. Gleichzeitig hat das Projekt Wikidata einen wichtigen Meilenstein geschafft: Die Wikipedia-Datenbank ging erstmals in den Livebetrieb.

Wikivoyage sammelt Informationen über Reiseziele auf der ganzen Welt. Bereits 2004 wurde ein Reiseportal unter dem Namen Wikitravel gegründet. Doch als das Portal 2006 an die Firma Internet Brands verkauft wurde, spaltete sich die Community auf. Ein neues Portal namens Wikivoyage wurde gegründet, das von einem unkommerziell agierenden Verein in Deutschland verwaltet wurde. Erst im vergangenen Jahr traten Mitglieder der beiden Reise-Communities auf die Wikimedia Foundation zu, um die Portale an neuer Stelle zusammenzuführen.

Doch Internet Brands lässt das Projekt Wikitravel und die damit erzielten Werbeeinnahmen nicht freiwillig ziehen: Nachdem die Firma in einem ersten Versuch ein Community-Mitglied wegen des Aufrufs zum Betreiberwechsel verklagt hatte, reichte die US-Stiftung eine Gegenklage ein, die derzeit noch anhängig ist. Da die Inhalte von Wikitravel unter einer freien Lizenz veröffentlicht hatten, konnte Internet Brands jedoch nicht verhindern, dass die Editoren die Artikel und Bilder schon auf das neue Portal übertrugen.

Ähnlich wie andere von Wikimedia verwaltete Projekte wie zum Beispiel das Nachrichtenportal Wikinews blieben Wikivoyage und Wikitravel Nischenprojekte. Die deutsche Sprachausgabe der zusammengeführten Portale verzeichnet derzeit 12.000 Artikel. Insgesamt kommt Wikivoyage mit seinen neuen Sprachausgaben auf zirka 50.000 Artikel und 200 sehr aktive Editoren. Die waren in den vergangenen Monaten damit beschäftigt, die Inhalte aus den alten Projekten auf die neue Plattform zu überführen.

"Die Wikipedia braucht neue Anstöße, um sich immer mal wieder selbst in Frage zu stellen, Regeln und Rituale zu überdenken", erklärt Alice Wiegand, die das Projekt im Stiftungsrat der US-Foundation gefördert hatte, gegenüber heise online. "Und vielleicht wird ja aus einem freiwilligen Wikivoyage-Reiseführer auch mal ein Wikipedia-Enzyklopädist oder umgekehrt." Die Wikipedia hat in den vergangenen Jahren mit sinkenden Autorenzahlen zu kämpfen.

Unterdessen hat das Projekt Wikidata, das Wikipedia um eine Faktendatenbank ergänzen soll, einen wichtigen Meilenstein erreicht. Nachdem Ende Oktober das Backend des Daten-Fundus' eröffnet wurde, werden die Ergebnisse seit heute in der ungarischen Wikipedia-Ausgabe direkt angezeigt, zwei weitere Sprachausgaben sollen in den nächsten Wochen folgen. Zunächst werden nur die Links zu anderen Sprachversionen eines Artikels in Wikidata erfasst. Langfristig soll die Datenbank jedoch viele Fakten wie zum Beispiel Einwohnerzahlen und Standort-Daten zentral verwalten und allen 285 Sprachausgaben der Wikipedia bereitstellen. (anw)