Österreichs Unternehmen wollen per E-Mail werben, aber keinen Spam bekommen

72,6 Prozent der Unternehmen würden laut einer Umfrage gerne den "Erstkontakt" mit potenziellen Kunden und Geschäftspartnern vorzugsweise per E-Mail aufnehmen. Dabei weiß nicht einmal die Hälfte der Betriebe über die gesetzlichen Regeln Bescheid.

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Widersprüchliche Ergebnisse hat eine Umfrage der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) unter ihren Mitgliedern gezeitigt. 72,6 Prozent der österreichischen Unternehmen würden demnach gerne den "Erstkontakt" mit potenziellen Kunden und Geschäftspartnern auf elektronischem Weg, vorzugsweise per E-Mail, aufnehmen. Mit 47,6 Prozent weiß dabei nicht einmal die Hälfte der Betriebe über die Regeln des Telekommunikationsgesetzes von 2003 (TKG) Bescheid. Dieses untersagt die Nachrichtenübermittlung außerhalb von bestehenden Kundenbeziehungen, wenn der Empfänger nicht ausdrücklich und im Voraus zugestimmt hat. Zudem muss der Empfänger bei jedem Mail den Empfang weiterer Nachrichten unverzüglich und kostenfrei ablehnen können.

Als Empfänger sind die Unternehmen jedoch durchaus sensibel. Der Schutz vor Spam ist für die Betriebe das mit Abstand wichtigste IT-Thema, für 59,7 Prozent der Befragten sind die unerwünschten Nachrichten ein Riesenproblem. "Die Verwirrung ist sehr groß. Zwar wollen die Unternehmen verständlicherweise keine Spam-Mails erhalten, doch wenn es darum geht, neue Kunden zu akquirieren, möchten sie selber sehr wohl, auch verständlich, unbestellte Mails verschicken", so WKÖ-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser. "Aufklärung ist dringend notwendig, denn Verstöße gegen die Rechtsvorschriften können ordentlich ins Geld gehen."

Die Kammer warnt vor Anwälten, die Unternehmen bei Verstößen gegen das TKG, das E-Commerce-Gesetz sowie gegen das Mediengesetz Unterlassungserklärungen zusenden und für den Fall der Nichtunterzeichnung mit Klage drohen. Außerdem verrechneten sie Honorare von 500 bis 2000 Euro. Dieser Vorgang könne sich theoretisch pro illegal verschickter E-Mail wiederholen. "Die Landeskammern, die betroffenen Unternehmen Rechtsberatung anbieten, berichten laufend von Problemen in diesem Bereich", sagt Hochhauser.

Mit 38,6 respektive 39,6 Prozent ist das Wissen um die rechtlichen Rahmenbedingungen insbesondere bei Betrieben mit 10 bis 49 beziehungsweise über 250 Mitarbeitern gering verbreitet. Das E-Center der WKÖ will daher im laufenden Jahr der Aufklärung im Zusammenhang mit Spam und IT-Sicherheit besonderes Augenmerk schenken. Eine eigene Arbeitsgruppe soll sich ausschließlich damit beschäftigen, wie sich Unternehmen am besten gegen Spam schützen aber trotzdem das Internet als Werbemedium nützen können.

Die Meinungsforscher von Marketagent haben im Auftrag der Kammer rund 700 leitende Angestellte von Unternehmen und Selbstständige befragt, geantwortet haben gut 500. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)