Brockhaus künftig mit werbefinanziertem Wissen

Nach einem Verlust von "mehreren Millionen" plant der Brockhaus-Verlag ein "Lexikonportal", das er mit "werbefinanziertem" und "nicht-manipulierbarem Brockhaus-Wissen" offensichtlich direkt gegen die freie Internet-Enzyklopädie Wikipedia positioniert.

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Von
  • Detlef Borchers

Nach einem Verlust in der Größenordnung von "mehreren Millionen" plant der Brockhaus-Verlag eine Neuausrichtung des Geschäftes. Mitte April will man mit einem "Lexikonportal" online gehen und sich als "Wissensnavigator" für eine junge Zielgruppe präsentieren. Das Portal soll durch Werbung finanziert werden.

In der Mitteilung begründet der Verlag seine Neuausrichtung mit Markanalysen und einer über 10-jährigen Beobachtung des Wissensmarkts im Internet. So habe man feststellen können, dass potenzielle Brockhaus-Kunden Informationen immer mehr im Internet nachschlagen würden. Nach fundierten Erfahrungen mit kostenpflichtigen Angeboten im Internet werde man einen anderen Weg gehen: "Der aktuelle Schritt zum werbefinanzierten Modell ermöglicht es allen Menschen, am relevanten, nicht-manipulierbaren 'Brockhaus-Wissen' teilzunehmen", heißt es in deutlicher Anspielung auf die freie Enyzklopädie Wikipedia, gegen die sich Brockhaus positioniert.

Ob die Begriffe "werbefinanziert" und "nicht-manipulierbar" nicht in einem gewissen Spannungsverhältnis zueinander stehen, wird der Internet-Kunde ab 15. April überprüfen könnnen. Dann soll unter www.brockhaus.de ein Online-Lexikon mit 300.000 Stichworten verfügbar sein, das mehr als bisher tagesaktuelle Themen berücksichtigen und multimedial ausgerichtet sein soll. In einem Gespräch mit dem Branchendienst Börsenblatt.net heißt es im besten Markting-Deutsch: "Zielgruppe des neuen Online-Auftritts sind nicht nur Menschen unter 30, sondern die aus der aktuellen Sinus-Studie vertrauten Etablierten, die modernen Performer, die Postmateriellen sowie Studenten und Schüler."

Der neue werbefinanzierte Auftritt des Lexikon-Verlages soll noch im Herbst durch Online-Angebote speziell für Schüler und Lehrer erweitert werden, die aber werbefrei bleiben sollen. In der Mitteilung zur Neuausrichtung betont der Verlag, dass man künftig weiterhin die klassischen Buchkunden bedienen möchte. Damit wird offen gelassen, ob die derzeitige 21. Auflage der großen Enzyklopädie, mit der Brockhaus zu den großen Wissensanbietern gehört, vollständig in das neue Internetportal wandern wird. (Detlef Borchers) / (jk)