Geschäft mit Überwachungs-Flugdrohnen boomt

Bei den Olympischen Spielen in Peking sollen sie zum Einsatz kommen, Sachsen will sie als Mittel zur Bekämpfung von gewalttätigen Fußballfans nutzen: Mit Kameras ausgestattete Hightech-Minihubschrauber, die kaum etwas unbeobachtet lassen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Verkaufsschlager aus dem Hause Microdrones: Das Modell MD4-200

"Über einen Mangel an Arbeit können wir uns derzeit nicht beklagen", sagt Bernd Rohde von der Firma Microdrones im westfälischen Kreuztal. "Momentan beträgt die Lieferzeit etwa sechs bis acht Wochen." Rund 300 mit Überwachungskameras ausgestattete Hightech-Minihubschrauber hat Microdrones bislang weltweit verkaufen können – Tendenz deutlich steigend. Angefragt haben unter anderem die Sicherheitsbehörden in China. Um auf etwaige Vorkommnisse bei den im August beginnenden Olympischen Spielen schneller reagieren zu können, plant Peking eine verstärkte Überwachung aus der Luft.

Vorstellig in Kreuztal waren auch schon Vertreter des sächsischen Innenministeriums. Behördenchef Albrecht Buttolo (CDU) will die "fliegenden Augen" im Rahmen einer Großoffensive gegen Fußball-Randalierer einsetzen. "Wenn wir die Ausschreitungen nicht in den Griff bekommen, befürchte ich einen weiteren Imageverlust", warnte Buttolo am gestrigen Montag in Dresden. Es drohe die Austragung von Spielen unter Ausschluss von Zuschauern bis hin zur Nichtberücksichtigung bei der Vergabe von internationalen Partien – etwa Länderspielen im Leipziger Zentralstadion, Austragungsort der WM 2006.

Je nach Bedarf kann der MD4-200 mit unterschiedlichen Kameras ausgerüstet werden.

In Sachsen war es in den vergangenen Monaten immer wieder zu blutigen Krawallen im Umfeld von Fußballspielen gekommen, bei denen auch Dutzende von Polizisten verletzt wurden. Die Behörden rechnen landesweit mit 450 Hooligans, von denen die meisten aus Leipzig und Dresden kommen sollen. Um den Schlägern die Taten künftig besser nachweisen zu können, will das sächsische Innenministerium jetzt "zusätzliche Beweissicherungstechnik im Umfang von rund 300.000 Euro" sowie "fliegende Kameras" anschaffen. Außerdem sollen verstärkt zivile Aufklärungs- und Zugriffskräfte eingesetzt werden.

Für die Hightech-Überwachung aus der Luft sind den Angaben zufolge Ausgaben in Höhe von 65.000 Euro vorgesehen – was auf eine Anschaffung von vorerst vier Drohnen hindeutet. "Ein durchschnittliches System vom Typ MD4-200 kostet bei uns etwa 13.000 bis 14.000 Euro", verdeutlicht Rohde. Der MD4-200, für den in der Basisversion rund 10.000 Euro hingeblättert werden müssen, ist mit insgesamt vier gegenläufigen Rotoren ausgestattet und arbeitet mit bis zu neun verschiedenen Prozessoren. Der Kunde kann unter vier Kameras auswählen, darunter eine 10-Megapixel-Digitalkamera vom Pentax für Standbilder sowie eine Panasonic Lumix für Videoaufnahmen.

Der SensoCopter des Wehrtechnikproduzenten Diehl BGT Defence

Die Flugzeit des MD4-200 – der noch in diesem Jahr hausinterne Konkurrenz durch das deutlich größere Modell MD4-1000 erhalten soll – beträgt etwa 15 Minuten. Dann müssen die Lithium-Ionen-Batterien ausgetauscht werden, die das Fluggerät mit Energie versorgen. "Der Austausch dauert nur ein bis zwei Minuten, dann kann der Hubschrauber wieder in die Luft", erklärt Rohde. Dem Kunden wird die Abnahme von vier Batterie-Packs empfohlen, so dass mit kurzen Unterbrechungen eine Flugzeit von rund einer Stunde möglich ist. Die optimale Flughöhe für den MD4-200 sind 25 bis 30 Meter. Höhen über 100 Meter machen wenig Sinn, da die Kameras dann kaum noch Einzelheiten erfassen und zur Basisstation funken können.

Ein ähnliches Produkt hat auch der Überlinger Wehrtechnikhersteller Diehl BGT Defence im Portfolio. Dessen SensoCopter soll eine Reichweite von bis zu drei Kilometern haben; die Flugzeit gibt Diehl mit bis zu 30 Minuten an. Dass solche Überwachungs-Flugeräte aber auch mit deutlich kleinerem Budget konstruiert und zusammengebaut werden können, bewiesen nicht zuletzt Computerfreaks auf dem Chaos Communication Camp im vergangenen Sommer. Für Microdrones ist die zunehmende Konkurrenz unterdessen noch nicht zur Belastung geworden. "Wir haben Anfragen aus allen Bereichen der Gesellschaft", sagt Rohde, "Behörden, Privatdetekteien oder auch Firmen, die den MD4-200 zum Personschutz einsetzen." Und womöglich werden Fluggeräte aus Kreuztal bald auch über Sachsen kreisen und Krawallmacher jagen. (pmz)