DLD 2013: Der Cyber-Krieg ist nur eine Frage der Zeit

Für den Security-Experten Eugene Kaspersky ist es absehbar, dass ein Staat Opfer einer ernsten Cyberattacke wird, die kritische Infrastruktur zerstört. Auf der DLD-Konferenz breitete er dem Publikum ein düsteres Szenario aus.

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Von
  • Detlef Borchers

Nach Ansicht von Eugene Kaspersky ist es nur eine Frage der Zeit, wann ein Staat Opfer einer ernsten Cyber-Attacke wird, die kritische Infrastrukturen zerstört. Auf der DLD-Konferenz in München erzählte Kaspersky von seinem düsteren Zukunftszenario im Gefolge von Stuxnet und Roter Oktober. Er bleibe aber Optimist und glaube an eine Zukunft der menschlichen Zivilisation, beruhigte Kaspersky die Zuhörer.

Kaspersky fasste die Erkenntnisse seiner Virenforscher mit einfachen Worten zusammen: Während Stuxnet technisch gesehen die Komplexität eines Auto habe, sei der Rote Oktober mit einer Weltraumstation vergleichbar. Der russische Unternehmer enthielt sich aller Spekulationen und meinte, die neueste Bedrohung könnte in Russland, Israel oder eben in Seattle entstanden sein. Sicher sei nur, dass die Komplexität weiter zunehme. Deutsche Zuhörer überraschte Kaspersky mit der These, dass der Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie möglicherweise mehr mit Stuxnet als mit den Ereignissen von Fukushima zu tun gehabt habe.

Diskutieren den Cyberwar: Mikka Hypponen von F-Secure, Moderator Dan Dubno und Eugene Kaspersky (von links nach rechts).

(Bild: DLD 2013)

Unterstützung erhielt Kaspersky durch Mikka Hypponen von der finnischen Antivirenfirma F-Secure. Die guten alten Tage mit glücklichen, ehrlichen Hackern seien vorbei, erklärte Hypponen. Nun gebe es Kriminelle, Hacktivisten und Staaten, die Computer angreifen. "Gerade hier in Deutschland setzt der Staat Tools ein, um seine eigenen Bürger auszuspionieren". Mit der Programmierung von Stuxnet hätten die USA und Israel eine kritische Grenze überschritten, meint Hypponen.

Der finnische Sicherheitsexperte warnte die Zuhörer aber davor, bei Stuxnet oder beim Roten Oktober von einem "Cyberwar" zu reden. Dies würde die echte Dimension eines Cyberwars verniedlichen. Als Beispiel für einen echten Angriff auf kritische IT, Stromnetz und Armeenetze verwies Hypponen auf James Bond, einen Geheimagenten mit unlimitierten Ressourcen und Zugriff auf alle Computer: "Wenn James Bond dich töten will, wird James Bond dich töten," lautet die wenig erfreuliche Weltsicht des Finnen.

Von beiden Rednern wollte Moderator Dan Dubno schließlich wissen, ob nicht ein Cyber-Angriff auf bedrohliche Abschussrampen ein guter Angriff sei, der Leben retten könnte. Dies wurde von Kaspersky wie von Hypponen verneint: "Ein Cyber-Angriff mag humaner sein als der Einsatz von Bomben, ist aber niemals eine 'gute Sache'", erklärte Kaspersky. "Bisher waren die Waffen im Besitz und in der Kontrolle von Armeen, die damit veranwortlich umgingen. Die Cyber-Waffen hat irgendjemand, der nicht kontrolliert wird", ergänzte Hypponen. Ein sauberer Cyberwar sei ohnehin ein Trugschluss, da Cyber-Angriffe im Kriegsfall nur das Vorspiel zu richtigen Angriffen sein werden. (axk)