DLD 2013: Lebe dein Leben, als ginge es immer weiter

Starinvestor Peter Thiel trug auf der Konferenz seine Überlegungen zum technischen Fortschritt vor, den er für "alternativlos" erklärte: Würden die aufstrebenden Staaten nach den westlichen Standards leben, wäre die Erde in kürzester Zeit ruiniert.

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Von
  • Detlef Borchers

"Live your life as if it is forever." Mit dieser philosophischen Maxime beschloss der US-amerikanische Starinvestor Peter Thiel die Münchener Konferenz DLD. In seiner Rede trug Thiel seine Überlegungen zum technischen Fortschritt vor, den er für "alternativlos" erklärte: Würden die aufstrebenden Staaten nach den westlichen Standards leben, wäre die Erde in kürzester Zeit ruiniert.

In seiner Rede, die als kondensierte Fassung seiner Stanford Lectures konzipiert war, beschäftigte sich Thiel zunächst mit dem Spannungsverhältnis zwischen Technologie und Globalisierung. Technologie erfinde neue Dinge, Globalisierung kopiert die Dinge, die funktionieren. Würde der Menschheit die Ideen ausgehen, neue Dinge zu erfinden, sei der Kollaps absehbar.

Ideen wüchsen aber nur dort und führten zu neuen Dingen, wo die Gesellschaft insgesamt optimistisch in die Zukunft blicke. Als Beispiel führte Thiel die 50er und 60er Jahre und die Periode von 1982 bis 2007 in den USA an. Pessimistische Gesellschaften wie derzeit Europa und Japan seien nicht an neuen Dingen, sondern nur an Versicherungen interessiert.

Seinen Optimismus begründete Thiel mit Moores Law und der Entwicklung der IT vom DOS-Kommando "dir" bis hin zum Smartphone. Während Zweige wie Verkehr, Luft- und Raumfahrt seit den 60ern stagnierten, sei es die Computerbranche gewesen, die mit Miniaturisierung und Digitalisierung den Motor der Veränderung am Laufen gehalten habe.

Für die zukünftige Entwicklung sei die IT als Basis wichtiger denn je, weil viele technische Probleme solche seien, die mit Hilfe von Computern gelöst werden können. Als Beispiel führte Thiel die Bioinformatik und die personalisierte Medizin an. Wichtig sei es, lebensweltliche Probleme mit technischen Mitteln praktisch zu bewältigen. Als Beispiel nannte Thiel hier den pragmatischen Ansatz von Paypal – das ihn als Investor reich machte – im Vergleich zum theoretischen Ansatz, den David Chaum mit Digicash verfolgte.

Thiel ließ kein gutes Haar am Zustand des US-amerikanischen Erziehungssystems, das in seiner Herdenblindheit den Fortschritt behindere. Besonders die Universitäten und reinen Wissenschaftler mit "esoterischen" Forschungsgebieten bekamen ihr Fett weg. Dennoch ist die Wissenschaft auch für Thiel unverzichtbar.

Anschließend wurde Thiel gefragt, wie er denn das politische System der USA verändern würde. "This is above my pay grade", erklärte der Multimilliardär stotternd, ehe er sich schließlich doch zum "komplett korrupten System" äußerte. Ein Anfang sei gemacht, wenn alle politischen Entscheider solche wären, die Wissenschaft und technologische Prozesse wirklich verstehen würden. (anw)