Solargeschäft brennt Milliardenloch in Bosch-Bilanz

Das Abenteuer Solar mit seinen einst umjubelten Chancen wird für Bosch immer mehr zum Trauerspiel. In Zeiten ohnehin unsicherer Märkte hat der Autozulieferer mit seiner jungen Sonnensparte ein Sorgenkind im Haus, das Unsummen vernichtet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 100 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Heiko Lossie
  • dpa

Für den Technologieriesen Bosch entpuppt sich der Einstieg in die krisengeschüttelte Solarbranche als finanzieller Alptraum. Die vom Jahr 2008 an teuer aufgebaute Sonnenenergiesparte brachte dem weltgrößten Autozulieferer allein im abgelaufenen Jahr gut eine Milliarde Euro Verlust, wie Bosch-Chef Volkmar Denner zu den am heutigen Mittwoch in Stuttgart vorgelegten Zahlen sagte. Das in der schwächelnden Weltkonjunktur ohnehin unter Druck stehende Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei von 2,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf etwa eine Milliarde Euro eingebrochen.

Denner kündigte eisernes Sparen an und sprach angesichts der Rotstiftpolitik von einem "Korrekturmanöver der Geschäftsleitung". Zum Jahresende beschäftigte das Unternehmen in Arnstadt und Erfurt weit mehr als 2000 Mitarbeiter – Erfurt ist mittlerweile dichtgemacht. Der Bosch-Konzernumsatz kletterte 2012 um 1,6 Prozent auf 52,3 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkurseffekte liegen die Erlöse aber 0,9 Prozent unter Vorjahr. 2013 sollen die Umsätze "etwas besser" werden. Das Ergebnis dagegen soll vor dem Hintergrund der Sparbemühungen "deutlich" anziehen.

Alle Standorte müssten Vorschläge zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit einbringen. Konkrete Sparvorgaben gebe es jedoch nicht. Hintergrund ist nach Denners Worten die längere Aussicht auf allenfalls schwaches Wachstum im Kernmarkt Europa. Bosch-Arbeitsdirektor Christoph Kübel sagte, er rechne für 2013 in Deutschland nicht mit einer wachsenden Bosch-Mitarbeiterzahl. Auch global sei bei der aktuell rund 306.200 Menschen umfassenden Bosch-Belegschaft nur ein leichtes Plus drin.

Zur Zukunft des Geldfressers Solar sagte Denner nur: "Im Moment ist es noch zu früh, über das Thema abschließend zu sprechen." Bosch müsse da zunächst erst etwas "abschließen". Welche Szenarien – etwa Verkauf, Einstieg eines Partners oder gar die Schließung – infrage kämen, ließ der seit Mitte 2012 amtierende Unternehmenslenker offen.

Europas Solarbranche kämpft seit längerem mit der Billigkonkurrenz aus Fernost. Ruinöser Preisverfall von jeweils 40 Prozent in den vergangenen beiden Jahren prägt den Markt. Die zugehörigen Fixkosten wie für Personal, Einkauf oder Herstellungsprozesse seien bei weitem nicht im selben Maße beweglich. Siemens hatte angesichts ähnlicher Probleme sein Solargeschäft vor kurzem komplett aufgegeben.

Denner glaubt aber unabhängig von dem Milliardenverlust im eigenen Haus an die langfristigen Möglichkeiten der Sonnenkraft: "Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass die Energieerzeugung aus Licht für die Menschheit von enormer Bedeutung sein wird." Bosch steht damit vor der Kardinalfrage, wie das Wissen rund um die Technik im Konzern gehalten werden kann, gleichzeitig aber die anhaltende Geldvernichtung und die damit verbundene Quersubventionierung endet. (anw)