Skype: Bürgerrechtler verlangen Klarheit von Microsoft

Welche Daten speichert Skype und wie viele davon gibt das Unternehmen an Behörden weiter? In einem offenen Brief fordern Aktivisten mehr Transparenz vom Mutterkonzern Microsoft.

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Von
  • Torsten Kleinz

Mit seinen 600 Millionen Nutzern sei Skype mittlerweile eine der größten Telekommunikationsanbieter der Welt. "Viele Nutzer verlassen sich darauf, dass die Kommunikation über Skype sicher ist – seien es Aktivisten unter autokratischen Regimen, Journalisten im Austausch mit vertraulichen Quellen oder schlechtweg Nutzer, die privat und vertraulich mit Geschäftspartnern, Freunden und ihren Familien sprechen wollen", schreiben die Autoren des offenen Briefs, zu denen unter anderem die Electronic Frontier Foundation, Reporters Without Borders und die Digitale Gesellschaft gehören.

In der Vergangenheit hatte sich Skype darauf berufen, dass die Kommunikation im Skype-Netz verschlüsselt sei und im Peer-to-peer-Prinzip ablaufe, so dass Skype gar keine Gespräche mitschneiden könne. Für Skype-Out-Gespräche, die über Gateways ins normale Telefonnetz durchgestellt wurden, galten hingegen die allgemeinen Abhörvorschriften der jeweiligen Länder. Auch teilte Skype Ermittlungsbehörden IP-Adressen von eingeloggten Nutzern mit.

Doch ob diese Regelungen auch nach der Übernahme des Dienstes durch den amerikanischen Konzern Microsoft gelte, sei jedoch höchst unklar, beklagen die Bürgerrechtler. Obwohl Microsoft im vergangenen Jahr einen Bericht der Washington Post über Mithilfe bei Abhöraktionen dementiert hatte, werfen die Datenschützer dem Konzern vor, dass dieser sich allenfalls sehr vage zum Thema äußere. Der Konzern hatte vorher die Netzwerkinfrastruktur von Skype geändert und den Dienst in seine Produktpalette integriert. Die Autoren des Briefes befürchten, dass Skype sich wegen der Umstrukturierung den US-Gesetzen zum Abhören von Gesprächen beugen und somit Behörden und Geheimdiensten Zugriff auf die Gespräche gewähren müsse.

Um Unklarheiten auszuräumen, verlangen die Autoren des offenen Briefs einen Transparenzbericht ähnlich denen von Google und Twitter. Darin soll nach Ländern aufschlüsselt aufgeführt werden, wie oft Behörden Daten von Microsoft anfordern und wie vielen Anforderungen das Unternehmen nachkomme. Gleichzeitig solle Microsoft Auskunft geben, welche Daten von Skype-Nutzern anfallen, wie lange sie gespeichert werden und welche dritten Parteien darauf Zugriff haben können. Besonders interessiert sind die Bürgerrechtler an der Zusammenarbeit zwischen Skype und dem chinesischen Partner Tom Online.

Bisher sind noch keine glaubwürdigen Berichte aufgetaucht, wonach die Verschlüsselung von Skype-Gesprächen geknackt wurde. Aufgrund der proprietären Technologie lässt sich die Sicherheit der Skype-Verschlüsselung aber nicht genau überprüfen. International setzen Sicherheitsbehörden jedoch Spionageprogramme ein, die wie der sogenannte Bundestrojaner Skype-Gespräche und andere Kommunikationsformen direkt am Rechner des Verdächtigen oder potenzieller Gesprächspartner abhören. Die Zusammenarbeit mit Skype ist dazu nicht notwendig. (axk)