Aktienhandel per Handy belauscht

Einen dubiosen Fall eines "Lauschangriffs" hat die IG Medien in Wiesbaden am Donnerstag bekannt gemacht.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Einen dubiosen Fall eines "Lauschangriffs" hat die IG Medien in Wiesbaden am Donnerstag bekannt gemacht: Bezirkssekretär Jörg Jungmann berichtete, am Mittwoch vergangener Woche habe er auf der Mailbox seines E-Plus-Diensthandys ein aufgezeichnetes Gespräch zwischen einer Commerzbank-Mitarbeiterin und einem Bankkunden vorgefunden. Das zweieinhalbminütige Telefonat, bei dem der Kunde Aktiengeschäfte abgewickelt habe, sei in voller Länge gespeichert gewesen, erklärte Jungmann. Da stelle sich doch die Frage, wie sicher Telefongespräche gegen ungewolltes Mithören seien und ob hier nicht das Bankgeheimnis verletzt werde.

Der Netzbetreiber E-Plus hat sich unterdessen nach eigenen Angaben auf die Suche nach der technischen Ursache gemacht. "So ein Fall ist nicht üblich", sagte eine Sprecherin des Düsseldorfer Unternehmens. Jungmann erhob unterdessen den Vorwurf, das Unternehmen wolle den Fall vertuschen. Kaum dass dieser am Donnerstagvormittag bekannt geworden sei, sei das Gespräch von der Mailbox gelöscht worden. "Dieser Vorwurf ist an den Haaren herbeigezogen", hieß es dazu von E-Plus. Mailbox-Nachrichten würden automatisch nach fünf Tagen gelöscht.

Die GSM-Spezifikationen sehen diverse Sicherheitsmechanismen vor, die zum Beispiel den Zugang zum Netz regeln oder auch vor Lauschangriffen schützen sollen. Bislang ist in diesen Bereichen keine ernstzunehmende Sicherheitslücke bekannt geworden. Dass ein laufendes Gespräch "eigenmächtig" vom Netz aufgezeichnet wird und in der Mailbox eines Unbeteiligten landet, deutet eher auf einen Software-Fehler hin, und davon können Handy-Pioniere aus der Anfangszeit des Mobilfunks berichten. Beispielsweise traten bei E-Plus während des stürmischen Netzaufbaus (selten) ungewollte "Dreierkonferenzen" auf, bei denen einer der drei Teilnehmer Gesprächsfetzen der beiden anderen mitbekam, ohne sich selbst mit den "Partnern" unterhalten zu können. So ist auch vorstellbar, dass Jungmanns Mailbox als "Dritter" an einer ungewollten Dreierkonferenz teil genommen hat. (dz)