Gefährliche Asteroiden aus der Bahn schubsen

Felsbrocken, die mit kosmischer Geschwindigkeit auf die Erde krachen, können unvorstellbare Zerstörungen anrichten. Laut einem ESA-Experten bedrohen selbst relativ kleine, schwer zu entdeckende Objekte ganze Städte.

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Von
  • Joachim Baier
  • dpa

Detlef Koschny ist beim ESA-Büro für Space Situational Awareness (SSA) verantwortlich für erdnahe Objekte.

(Bild: ESA)

Europäische und US-amerikanische Raumfahrtspezialisten wollen einen Schlachtplan gegen Asteroiden aufstellen, die auf die Erde zurasen. Dafür haben NASA und ESA ihre Zusammenarbeit verstärkt. "Wir wollen vorbereitet sein und wissen, was wir tun müssen", sagte der ESA-Experte Detlef Koschny (50) im niederländischen Noordwijk. "Einen schweren Satelliten mit hoher Geschwindigkeit auf den Asteroiden zu schießen ist die technisch einfachste Art, den Asteroiden so aus der Bahn zu schubsen, dass er der Erde nicht mehr zu nahe kommen kann – ohne Sprengkörper", meinte Koschny. Das sei von der Erde aus sicherer als eine Art Task-Force-Einsatz mit Astronauten im Weltall. "Es ist gut, wenn bei einem Treffer keine Menschen in der Nähe sind" – anders als beim Katastrophenfilm Armageddon, in dem Retter schnell eingreifen müssen, um die Welt vor dem Untergang zu bewahren.

Der nächste gefährliche Asteroid sei für das Jahr 2048 errechnet – mit einer Einschlagswahrscheinlichkeit von 1 zu 1800. "Die Bedrohung hat nicht zugenommen. Zugenommen hat unser Wissen darüber. Vor 20 Jahren hat fast niemand gewusst, wie viele Objekte da wirklich im Weltraum herumfliegen."

Ein transatlantisches Kooperationsprojekt, an dem ESA und NASA beteiligt sind, ist auch die "Asteroid Impact and Deflection mission" (AIDA). Hierbei sollen zwei kleine Raumfahrzeuge eingesetzt werden, um einen Doppelasteroiden umzulenken.

(Bild: ESA)

Laut Koschny gelten rund 350 Asteroiden als gefährlich. Die Wahrscheinlichkeit eines Asteroideneinschlags auf die Erde sei zwar vergleichsweise gering, aber nicht zu unterschätzen. "Wir müssen uns viel eher um die kleineren Objekte Sorgen machen", erläuterte Koschny. Beim Tunguska-Ereignis 1908 habe ein 40 Meter großer Brocken 2000 Quadratkilometer Wald flachgelegt. "Das passiert alle 300 bis 500 Jahre, das heißt, es kann morgen schon wieder passieren", warnt der Experte und verweist darauf, dass so ein Ereignis auch Städte verwüsten könne. "Man sollte unser Projekt wie eine Versicherung sehen." Für sein Haus habe er schließlich auch eine Brandversicherung, obwohl die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Feuers ziemlich klein sei. (un)