Kampfdrohnen-Debatte: Für welchen Krieg wird umgerüstet?

Eine Kleine Anfrage der Bundestags-Linksfraktion hat eine Debatte über die Anschaffung bewaffneter Flugdrohnen durch die Bundeswehr entfacht. Dabei kann das Gros der Drohnen, die für Deutschland zur Debatte stehen, keine schweren Waffen führen.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Linksfraktion im Deutschen Bundestag hat insgesamt 25 Kleine Anfragen an die Regierung gestellt, die sich mit der Ausrüstung von Flugdrohnen und ihrer Integration in den allgemeinen Luftverkehr befassen. In einer davon ging es um die Bewaffnung der unbemannten Aufklärungsflieger. Diese wiederum hat zu einer Debatte darüber geführt, ob die Bundeswehr bewaffnete Drohnen anschaffen soll.

Auf die Frage "Inwiefern teilt die Bundesregierung die Schlussfolgerung, neu zu beschaffende Maschinen sollten 'grundsätzlich die Möglichkeit einer späteren Bewaffnung' vorsehen?" antwortete das Bundesverkehrsministerium, dass eine "Fähigkeitserweiterung von Wirksystemen" aus der Sicht der Bundeswehr immer zu beachten sei. Aus dieser Formulierung zogen Berichterstatter den Schluss, die Bundeswehr werde zügig Kampfdrohnen anschaffen. Diese Aussicht verärgerte die Opposition von SPD und Grünen. Die Debatte schaukelte sich an einem Bericht hoch, nach dem der zu EADS gehörende Rüstungskonzern Cassidian in der Lage sei, Flugdrohnen vom Typ Heron innerhalb von sechs bis zwölf Monaten zu Kampfdrohnen umrüsten zu können.

Das autonom fliegende Erprobungssystem UAS Barracuda wäre nach Ansicht von Fachleuten als Grundlage für eine bewaffnete Kampfdrohne besser geeignet als die derzeit von der Bundeswehr eingesetzten Maschinen.

(Bild: Cassidian)

Gegenwärtig hat die Bundeswehr drei Heron geleast. Die Maschinen werden technisch von einer Tochtergesellschaft des Cassidian-Konzerns betreut, an welcher der deutsche Drohnenbauer Rheinmetall 49 Prozent der Anteile hält. Das Leasing der Aufklärer endet Ende 2014. Militärexperten bezweifeln in Kommentaren zu dieser Nachricht, dass ein Umbau der Drohnen in dieser kurzen Zeit machbar ist.

Als Kampfdrohne wäre die von Cassidian entwickelte "Demonstratordrohne" Barracuda weit besser geeignet, den Erfordernissen des künftigen Network Centric Warfare zu entsprechen. Auf der Berliner ILA zeigte Cassidian Bilder vom ersten vernetzten Kampfeinsatz in Kanada, bei der eine Barracuda-Drohne in Verbund mit einem ebenfalls ferngesteuerten Learjet autonom einen flüchtenden Lastwagen verfolgt und mit Raketen zerstört.

Mit dem Rückzug aus Afghanistan ist international eine Diskussion über Sinn und Zweck des Einsatzes von miltärischen Drohnen fällig. Anders als in Afghanistan, wo die unbemannten Flieger dank einer absoluten Lufthoheit problemlos eingesetzt werden können, stellen große waffenfähige Drohnen in umkämpften Luftgebieten keine wirkungsvolle Bedrohung für gut ausgerüstete Gegner dar.

Überlegungen gehen deshalb in die Richtung, kleine und allerkleinste Drohnen mit einer leichten Ausrüstung (Payload) auszustatten, die auf andere Weise wirken kann. So hat etwa das US-amerikanische Verteidigungsministerium einen Request for Information gestartet, den interessierte Firmen kommentieren sollen. Gefragt wird nach Wirksystemen für den "Electronic Warfare" der Zukunft, in dem Drohnen den Gegner mit elektromagnetischen Waffen angreifen und seine Kommunikation und IT-Infrastruktur stören sollen. (psz)