Altmaier will Notbremse bei Ökostrom-Förderung

Der Bundesumweltminister will den Anstieg der Strompreise begrenzen: Betreiber von neuen Solar- oder Windanlagen müssen mit Verzögerungen beim Anschluss rechnen, wenn der Topf für die Förderung überschritten ist.

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Von
  • Georg Ismar
  • Basil Wegener
  • dpa

Zur Begrenzung der Stromkosten in Deutschland will Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) die Ökostrom-Umlage für zwei Jahre einfrieren. Danach soll sie jährlich nur noch um maximal 2,5 Prozent steigen dürfen, schlug der Minister am Montag in Berlin vor. "Wir haben inzwischen eine Belastungsgrenze erreicht", sagte Altmaier. Zum Jahresbeginn war die Umlage um fast 50 Prozent gestiegen. Dadurch muss ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 kWh bereits jetzt netto 185 Euro nur für die Förderung von Solar- und Windparks zahlen.

Diese "Strompreis-Sicherung" möchte Altmaier schon zum 1. August in Kraft setzen, wenn sich Bund, Länder und die Fraktionen des Bundestags verständigt haben. Allerdings soll sie grundlegende Reformen im Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht ersetzen. Er halte es für möglich, die "Sicherung" in einem großen Konsens ins Gesetz zu schreiben. Abzuwarten bleibt allerdings, wie die von SPD und Grünen regierten Länder reagieren.

Es müsse dafür gesorgt werden, dass der Fortgang der Energiewende nicht durch Debatten über die Strompreisentwicklung gefährdet werde, sagte Altmaier. Private Stromverbraucher sowie Mittelstand und Handwerk bräuchten berechenbare Perspektiven. "Damit erhalten Millionen von Stromverbrauchern, Millionen von Selbstständigen die Gewissheit (...), dass sie nicht unzumutbar und unkalkulierbar belastet werden".

Zum Jahresbeginn waren die Strompreise – auch weil Industrierabatte ausgeweitet wurden und Netzentgelte stiegen – um durchschnittlich 12 Prozent nach oben geklettert. Die auf den Strompreis aufgeschlagene Ökostrom-Umlage war zum Jahresbeginn von 3,59 auf 5,277 Euro je kWh gestiegen. Auf diesem Niveau soll sie nun eingefroren werden. Besitzer von Solaranlagen, Windrädern und Biogasanlagen erhalten auf 20 Jahre garantierte feste Vergütungen.

Die Differenz zwischen dem am Markt erzielten Preis für den produzierten Strom und der Einspeisevergütung zahlen die Verbraucher per Umlage über den Strompreis. Derzeit werden jährlich bereits 16 Milliarden Euro auf die Strompreise abgewälzt, die bereits gezahlten und noch zu zahlenden Vergütungen können sich laut Altmaier bis 2020 auf 150 Milliarden bis 170 Milliarden Euro belaufen.

Das Problem ist, dass immer mehr grüner Strom die Einkaufspreise für Strom massiv senkt – der Anteil liegt bereits bei 23 Prozent. Dadurch gibt es aber auch für die Kilowattstunde Solarstrom weniger Geld. So wächst die Differenz zum festen Vergütungssatz und damit die Umlage.

Altmaier schlägt nun ein Maßnahmenbündel zur Stabilisierung des Strompreises vor. Investoren müssen damit rechnen, dass die Zahlung der Vergütung ab Inbetriebnahme für eine bestimmte Anzahl von Monaten ausgesetzt wird. Die Rabatte für Unternehmen bei den Förderkosten sollen begrenzt werden. Das soll 500 Millionen Euro Entlastung bringen.

Solaranlagenbesitzer, die den Strom selbst verbrauchen, sollen mit einer Mindestumlage belegt werden. Denn wenn immer mehr Bürger ihren Strom selbst nutzen, scheiden sie aus dem Solidarsystem zur gemeinsamen Finanzierung des Ökoenergie-Ausbaus aus und zahlen keine Umlage mehr.

Für bestehende Anlagen wird es aber keine Einschnitte geben. Hier gilt der Bestandsschutz. Deshalb komme nur die befristete Erhebung eines "Energie-Soli" durch eine vertretbare Vergütungskürzung in Betracht. "Aufgrund der großen Zahl von Bestandsanlagen könnten sich die Einnahmen auf bis zu 300 Millionen Euro belaufen", so Altmaier. Zudem soll eine Liquiditätsreserve flexibler gestaltet werden. (anw)