Das nächste große Ding?

Die ungefähre Richtung des nächsten großen Dings in der IT ist deutlich: Das Web und insbesondere das mobile Web sind auf dem Vormarsch. Der PC ist nicht länger der alleinige Mittelpunkt des digitalen Lebens.

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Von
  • Golo Roden

In dem äußerst sehenswerten Film The Social Network erzählt Sean Parker, der von Justin Timberlake gespielt wird, warum er einst Napster gegründet hat: Er habe ein Mädchen beeindrucken wollen und daher beschlossen, "das nächste große Ding" zu erfinden. Obwohl es ihm nicht gelungen sei, ein tragfähiges Geschäftsmodell für Napster zu entwickeln, habe er doch die Musikindustrie für alle Zeiten verändert.

Die Frage, was "das nächste große Ding" sein wird, treibt die Szene derzeit ebenfalls um. Zwar kann niemand verlässlich vorhersagen, wohin genau die Reise gehen wird, doch die ungefähre Richtung ist deutlich: Das Web und insbesondere das mobile Web sind auf dem Vormarsch. Der PC ist nicht länger der alleinige Mittelpunkt des digitalen Lebens. Und der PC ist nicht allein: Der Niedergang des PCs geht mit dem Aussterben des Desktop einher. Zwar ist dieser noch nicht tot, jedoch verliert er zunehmend an Relevanz.

An dessen Stelle treten nicht die proprietären Ökosysteme von Apple & Co., sondern das native Web: Mit HTML5, CSS3 und JavaScript verfügen Entwickler über Techniken, die es ermöglichen, Anwendungen zu entwickeln, die auf jedem Gerät, auf jeder Plattform und auf jedem Betriebssystem ausführbar sind. Anwendungen, die sich in ihrer Reaktivität und Responsivität nicht von klassischen Desktopanwendungen unterscheiden. Anwendungen, die die Fähigkeiten von PCs wie die von mobilen Geräten gleichermaßen ausreizen können.

Offlinefähigkeit? Geolocation? Audio- und Videowiedergabe? 3D-Grafik? All das gibt es schon. Zugegebenermaßen fehlen teilweise noch verbindliche Standards, aber das ist lediglich eine Frage der Zeit. Vergleicht man die nativen Webtechniken von heute mit jenen vor fünf Jahren, wird deutlich, welche rasante Entwicklung in diesen Bereichen stattgefunden hat – und diese wird sich auch in den kommenden Jahren entsprechend fortsetzen.

Niemand – weder auf Seiten der Hardware noch auf jener der Software – wird sich dieser Entwicklung auf Dauer entziehen können, Apple & Co. eingeschlossen. Unternehmen wie Google und Canonical haben diesen Trend erkannt und bereiten sich mit Systemen wie Chrome OS und Ubuntu for Phones auf diese neue Zeit vor.

Die Zeit großer, monolithischer, komplexer Anwendungen ist damit vorbei. An deren Stelle treten nun kleine, eigenständige und intelligente Dienste, deren wahre Macht in ihrer Vernetzung liegt. Das Web ist damit ein bisschen wie Lego: Jeder einzelne Baustein kann für sich genommen nicht all zu viel. Aber die Flexibilität, jeden Baustein mit jedem anderen beliebig kombinieren zu können, eröffnet grenzenlose Möglichkeiten. Unix ist auf diesem Weg groß und erfolgreich geworden. Das Web ebenfalls. Und der Kleber, der all dies zusammenhält, heißt HTML5.

Der US-amerikanischen Informatiker Alan Kay hat einmal gesagt, dass der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, darin bestehe, sie zu gestalten. Dies gilt heute mehr denn je. Denn wir stehen an der Schwelle, an der wir die Chance haben, diese neue Welt kreativ zu gestalten und zu formen.

Die Frage ist nur: Trauen wir uns aus unserer Komfortzone heraus, und gehen wir diese Entwicklung mit? Oder verbleiben wir an unserem heimeligen Desktop, im vermeintlichen Glauben, dass wir mit dem Wissen der vergangenen Jahrzehnte auch die nächsten Jahrzehnte noch bestreiten werden können?

Ich schlage vor, dass wir uns trauen. Und dieses Blog soll Sie auf der Reise in diese neue Welt unterstützen. Fangen wir an :-)! ()