Dependent Records unfreiwillig bei Torrent-Tracker The Pirate Bay

Der Gründer hatte sein Label vergangenes Jahr geschlossen: In letzter Konsequenz mache er nicht wegen Piratenseiten zu, sondern weil sie "von zu Vielen benutzt werden, die unsere Bands und Songs zwar schätzen, dafür aber nichts bezahlen wollen".

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Stefan Herwig, Gründer des inzwischen geschlossenen Gelsenkirchener Plattenlabels Dependent Records, ist sauer. Auf Leute, die seine Musik lieber illegal herunterladen oder legal kopieren, anstatt zu kaufen, auf die Bundesregierung, weil sie das Urheberrecht nicht so modifiziert, "dass es auch heute den mit der Musik handelnden Personen eine Grundlage bietet, davon zu leben", und derzeit besonders auf einen Unbekannten. Dieser hat nämlich die gesamte bei Dependent Records erschienene Musik ins Netz gestellt und dafür gesorgt, dass auf The Pirate Bay die entsprechenden Torrent-Dateien bereitstehen.

Soweit wäre das noch nicht ungewöhnlich, wenn sich der Unbekannte im Begleitschreiben zu den Torrent-Dateien nicht als Stefan Herwig ausgeben und wie folgt ausführen würde: "Ich habe mein Plattenlabel Dependent Records für immer geschlossen. Aber weil ich möchte, dass meine Musik von den Leuten da draußen gehört wird, ist alles, was ich je veröffentlicht habe, jetzt auf The Pirate Bay zugänglich. Dies ist ein LEGALER Torrent!" Auf der Website von Dependent Records wird das als "Ente" bezeichnet. Ein Blog-Autor, der auf den Text hereingefallen war, und weitere Medien, die die Mitteilung weiterverbreiteten, werden von dem Label-Gründer kritisiert.

Herwig hatte sein Label vergangenes Jahr geschlossen. "Wir sind keineswegs pleite, aber nach einer langen Zeit der Frustration haben wir uns trotzdem zu diesem Schritt entschlossen", heißt es in einer Mitteilung, die zunächst in einem CD-Booklet abgedruckt und dann auch online veröffentlicht wurde. "Es geht nicht um Geld, das ging es nie. Es ging immer darum, Musik zu veröffentlichen, von der wir meinten, dass man sie fördern sollte." Allerdings sei die Veröffentlichung von CDs zu einem finanziellen Risiko geworden. "Insgesamt schätzen wir, dass auf jede verkaufte CD von Dependent mittlerweile drei bis fünf illegale Downloads kommen. (...) In letzter Konsequenz jedoch machen wir nicht aufgrund der Existenz von Piratenseiten zu, sondern weil sie von zu Vielen benutzt werden, die unsere Bands und Songs zwar schätzen, dafür aber nichts bezahlen wollen." Die Gruppe jener, die Musik zunächst herunterladen und später kaufen würden, sei eine Minderheit. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)