Hotspot-Netz im Silicon Valley bleibt vorerst kalt

Der Aufbau eines flächendeckenden WLAN, das sich über 42 Städte und eine Fläche von 3.800 Quadratkilometer erstrecken soll, ist ins Stocken geraten. Die beteiligten Unternehmen fürchten, auf den Kosten von rund 270 Millionen US-Dollar sitzen zu bleiben.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Vor gut einem Jahr sah es noch so aus, als bekomme das Silicon Valley in wenigen Monaten ein flächendeckendes WLAN, das von den Bewohnern der Region kostenlos genutzt werden kann. Mit der Auswahl eines Konsortiums im September 2006 zum Aufbau des Netzes, das 2,4 Millionen Menschen drahtlosen Highspeed-Internetzugang bieten soll, schien das ambitionierte Projekt der Realisierung ein großes Stück näher gekommen. Doch jetzt steht das "Joint Venture: Silicon Valley Network" auf der Kippe. Der Grund: Die beteiligten Unternehmen (darunter Cisco und IBM) fürchten, auf den Kosten von rund 270 Millionen US-Dollar sitzen zu bleiben.

"Unter den bisherigen Voraussetzungen können wir nicht weitermachen", erklärt Joint-Venture-Chef Russell Hancock. "Wir müssen jetzt in anderen Kategorien denken." Bislang sah das Geschäftsmodell vor, die Investitionen und die kostenfreie Grundversorgung über Werbung zu refinanzieren. Für höhere Bandbreiten und die Nutzung fortgeschrittener Dienste wie VoIP oder Streaming sollten zusätzliche Gebühren erhoben werden. Aber wie das Beispiel EarthLink zeigt, geht diese Rechnung offenbar nur selten auf. Der US-Marktführer im Geschäft mit werbefinanzierten Internetzugängen musste zuletzt 900 Mitarbeiter entlassen und zog sich aus dem WLAN-Projekt in San Francisco zurück.

Auch der Aufbau von Hotspot-Netzen in Minneapolis und einem Dutzend weiterer Städte in den USA ist in Gefahr. Weil die Nachfragen nach Premium-Diensten und die Effekte aus Werbemaßnahmen deutlich geringer sind als angenommen, geraten die Stadtverantwortlichen jetzt zunehmend unter Druck. Entweder ihr beteiligt euch an den Kosten für den Aufbau der Infrastruktur, oder das Projekt ist gestorben, lautet immer häufiger die Drohung. Laut Hancock haben IBM und Cisco zwar ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Fortsetzung des Engagements im Silicon-Valley-Network-Projekt erklärt, der Sinneswandel aber sei unverkennbar.

Nach Zahlen des Wall Street Journal haben die beiden IT-Größen allein bis zu 150 Millionen US-Dollar für den Aufbau des Netzes zugesagt, das sich eines Tages über 42 Städte und eine Fläche von 3.800 Quadratkilometer erstrecken soll. Derzeit sehen die Planungen aber lediglich die Installation zweier Testnetze in Palo Alto und San Carlos vor. Doch auch das macht Hancock Mut. Denn die beiden Städte könnten anderen Gemeinden dann als Beweis dafür dienen, dass sich notwendige Investitionen seitens der Kommunen auszahlen. Möglicherweise schauen sich die Verantwortlichen auch in London um, wo zuletzt die Killer-Applikation schlechthin präsentiert wurde: das automatisierte Aufspüren von Parksündern mittels WLAN-Kameras. (pmz)