DDoS-Angriffe auf estnische Websites mit einer Million gekaperten Computern

Die estnische Regierung scheint nun die Behauptung zurückziehen zu wollen, dass die russische Regierung hinter den Angriffen steht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 164 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Rötzer

In mehreren Wellen wurden seit Ende April schwere DDoS-Angriffe auf estnische Websites von Unternehmen, Medien und Behörden gestartet, die dadurch teilweise lahm gelegt wurden. Die estnische Regierung behauptete Anfang Mai, die Angriffe nach Russland und sogar auf den Kreml zurückführen zu können. Sie bezeichnete die Angriffe als Cyberterrorismus und fordert, dass EU und Nato eine Strategie gegen solche Angriffe entwickeln. Mikhel Tammet, der Leiter des Koordinationskomitees für Internetsicherheit, erklärte: "Der terroristische Anschlag besteht nicht darin, etwas von einem Staat zu stehlen oder ihn gar zu erobern, sondern Terror zu verbreiten. Wenn ein stark von der Informationstechnologie abhängiges Land die alltäglichen Aktivitäten wie Bankgeschäfte nicht mehr ausführen kann, dann verbreitet dies Terror unter den Menschen. Die EU und die Nato müssen ihre Doktrinen und Positionen darüber ausarbeiten, wie man mit mit diesen Angriffen umgeht."

Die russische Regierung hat abgestritten, irgendetwas mit den Angriffen zu tun zu haben. Allerdings scheint nun die estnische Regierung – wohl auch unter Druck der anderen EU-Regierungen und den Problemen zwischen der EU und Russland – die Behauptung entschärfen zu wollen, dass die russische Regierung hinter den Angriffen stecke. Der estnische Verteidigungsminister Jaak Aaviksoo erklärte, man könne die erste Welle der Angriffe Ende April zwar auf Russland zurückführen, aber man habe nun doch keine Beweise dafür, dass der Kreml damit zu tun habe.

Über eine Million Computer sind laut Medienberichten für die Angriffe verwendet worden, die einen Schaden in der Höhe von Dutzenden von Millionen von Euro verursacht hätten. Die Angriffe seien von Computern aus Russland, Kanada, Vietnam, Brasilien, den USA und anderen Ländern gekommen. Hillar Aarelaid von CERT Estonia erklärte, dass die meisten angegriffenen Websites mittlerweile wieder funktionsfähig seien. Es handelt sich vermutlich um den bislang längsten und heftigsten DDoS-Angriff auf ein Land. (fr)