LinuxTag nimmt Stellung zur Schirmherrschaft Schäubles

Nachdem die Übernahme der Schirmherrschaft über den LinuxTag durch Bundesinnenminister Schäuble zu heftigen Diskussionen geführt hatte, stellt der LinuxTag seine Position dar.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich

In der vergangenen Woche hatte die Meldung, dass Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble die Schirmherrschaft über den LinuxTag übernimmt, zu heftigen Diskussionen unter den Fans freier Software geführt. In ihrer nun veröffentlichten Stellungnahme betonen die LinuxTag-Macher, dass sie die kritische Auseinandersetzung mit den Positionen Schäubles begrüßen, sie jedoch nicht als Thema des LinuxTags betrachten. Das Bundesinnenministerium sei ein langjähriger Partner bei der Förderung des Einsatzes freier Software in der Verwaltung. Schäuble selbst habe seine positive Haltung zu freier Software in dem Schreiben zur Übernahme der Schirmherrschaft dargestellt: "Open Source Software ist mittlerweile in vielen Bereichen eine technisch ausgereifte und praktisch millionenfach erprobte Alternative geworden. Zudem kann sie helfen, Haushaltsmittel zu sparen und die Sicherheit des IT-Einsatzes zu steigern."

Schäuble hatte in den vergangenen Monaten vor allem mit seiner mehrfach wiederholten Forderung nach Online-Durchsuchungen ("Bundes-Trojaner"), der Zusammenführung bislang getrennter Datenbestände in der Anti-Terrordatei sowie weiteren Maßnahmen im Rahmen des "Schäuble-Katalogs" Schlagzeilen gemacht und dabei Positionen vertreten, die in Teilen der Open-Source-Community nicht auf Gegenliebe stoßen. Die LinuxTag-Schirmherrschaft durch Schäuble hatte daher zu Protesten bis hin zu Boykottaufrufen geführt.

Der LinuxTag habe sich schon immer als eine Plattform gesehen, "auf der auch konträre Themen diskutiert werden, wenn diese Themen einen Bezug zu Linux, Open Source oder Freier Software aufweisen", heißt es weiter in der Stellungnahme. Um die aktuellen Debatten aufzugreifen, sei eine offene Diskussionsveranstaltung zu dem Thema "Vorratsdatenspeicherung und ihre Auswirkung auf freie Software" geplant. Durch einen Boykott des LinuxTags würden "am ehesten die vielen freien Projekte getroffen werden, die unter Einsatz erheblicher Anstrengungen in ihrer Freizeit die Präsentation ihrer Ergebnisse vorbereitet haben". Schäuble selbst würde von dieser Form des Protests "vermutlich überhaupt nichts mitbekommen, da er schon mit seinem Schreiben darauf hingewiesen hat, dass er aus terminlichen Gründen nicht am LinuxTag teilnehmen kann". (odi)