Rohrpost: Social Media mit Staubsauger

Was kommt nach den digitalen Medien? Auf der Transmediale hat das Künstlerkollektiv Telekommunisten das "Intertubular Octosocial Pneumanical Postal Network" aufgebaut.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Manuela Krause
  • Philip Steffan

Inspiriert von alten Rohrpostsystemen haben die Telekommunisten für die Transmediale im Haus der Kulturen der Welt eine riesige Rohrpostinstallation aufgebaut, die sich durch das gesamte Haus zieht. Das in Berlin ansässige Kollektiv untersucht in seiner Arbeit in erster Linie die politische Ökonomie der Kommunikationstechnik. Kernthemen sind die Unvereinbarkeit von Kapitalismus mit kostenlosen Netzwerken und freier Kultur.

Als Rohre dienen die geriffelten gelben Drainagerohre, die häufig auf Baustellen zu sehen sind, und die sich nun wie ein gigantischer Oktopus durch das HKW schlängeln. An verschiedenen Stationen im Haus können Besucher Rohrpost verschicken und auch empfangen. Mit Hilfe eines Telefons fordert man zunächst in der "Zentrale" eine leere Kapsel an. Dazu gibt man die Nummer seines Standortes an und der Operator jagt dann mit einem Industriestaubsauger und ordentlich Gebläse eine Kapsel dorthin.

Im Foyer des HKW laufen viele Rohre des OCTO zusammen.

(Bild: Juan Quinones / transmediale)

Das macht nicht nur ordentlich Krach, man kann auch immer ganz genau sehen, wo die "Mail" gerade unterwegs ist. Das ist auch so beabsichtigt: Mit der "Official Miscommunication Platform der Transmediale 2013", dem OCTO P7C-1, übt das internationale Künstlerkollektiv Kritik an sozialen Netzwerken wie Facebook. Sie haben ein solches Netzwerk ins Analoge übertragen und gleichzeitig parodiert. Ihr Motto lautet: "The next generation is physical! Wir haben das revolutionäre Potential von 'digital' erlebt. Jetzt stellt euch mal die enormen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Auswirkungen der 'Vakuum-Speed-Lieferung' physischer Materialien auf globaler Ebene vor – Food from mom's kitchen delivered globally in minutes."

Wer selbst Teil des analogen sozialen Netzwerkes werden möchte, kann entweder per Crowdfunding in die Zukunft des OCTO P7C-1 investieren oder noch bis zum 3. Februar im HKW vorbeischauen und den gelben Riesenkraken bestaunen und testen. (phs)