Internationaler Wettbewerb zur Fußballdaten-Analyse

Auf Grundlage von rund 50 Millionen Positionsdatenpaketen, die das Fraunhofer IIS bereitstellt, sollen Teilnehmer Software-Lösungen entwickeln, mit denen sich Ereignisse auf dem Spielfeld präzise und schnell detektieren lassen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Statistiken gehören heute zum Fußball wie Konferenzschaltungen und Ultras im Fanblock: Welcher Spieler hat die meisten Kilometer abgespult, wie lange war die Heimmannschaft in Ballbesitz, wie oft haben Stürmer aufs Tor geschossen? Werden solche Daten derzeit vor allem über die Auswertung von Videobildern generiert, könnten künftig Chip-basierte Lösungen auf Grundlage von Funklokalisierungstechniken zum Einsatz kommen: Ball und Spieler werden dazu mit Funksendern ausgestattet und aus den Signalen mehrere hundert Mal pro Sekunde deren Positionen errechnet. Ein Pionier auf dem Gebiet der Funklokalisierung im Fußballstadion ist das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen, das außer dem RedFIR-System auch GoalRef entwickelt hat, ein System zur Torentscheidung (hat der Ball tatsächlich die Torlinie in vollem Umfang überschritten oder nicht), das im Auftrag der FIFA derzeit intensiv auf seine Praxistauglichkeit hin untersucht wird.

Im Zusammenhang mit der statistischen Erfassung von Aktivitäten und der Ereigniserkennung auf dem Spielfeld ruft das Fraunhofer IIS jetzt zur Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb auf, bei dem Lösungen gesucht werden, wie sich solche Daten bei einem Live-Event möglichst schnell und genau verarbeiten lassen. Für den Wettbewerb, der im Rahmen der "7th International Conference for Distributed Event-Based Systems" (DEBS) im texanischen Arlington stattfindet, hat das Fraunhofer IIS vor einiger Zeit im Stadion des 1. FC Nürnberg ein kleines Testspiel durchgeführt und mithilfe der eigenen Funklokalisierungstechnik rund 50 Millionen Positionsdatenpakete aufgezeichnet. "Die Aufgabe der Wettbewerbsteilnehmer wird es nun sein, Laufanalysen der einzelnen Spieler und Teams zu erheben, Ballbesitze automatisch zu erkennen, sogenannte Heatmaps für einzelne Spieler und Teams zu erzeugen, sowie Torschüsse zu erkennen", erklärt Diplom-Informatiker Christopher Mutschler.

Teilnehmen können an dem Wettbewerb sowohl Entwickler- als auch Studenten-Teams. Zu den wichtigsten Bewertungskriterien der eingereichten Systeme gehören IIS-Angaben zufolge Korrektheit (sind die aus den Positionsdaten abgeleiteten Ergebnisse richtig und plausibel) und Erkennungslatenz (Dauer bis die Ereignisse detektiert werden). Interessierte Teams sollen sich bis zum 25. Februar bei den Organisatoren anmelden, sodass ein erster Kontakt hergestellt werden kann. Am 12. April müssen dann die entwickelten Lösungskonzepte vorliegen und am 26. April wird schließlich bekannt gegeben, ob die Lösung auch tatsächlich akzeptiert wird. Vorstellt werden die besten Konzepte dann auf der DEBS 2013, die vom 29. Juni bis zum 3. Juli an der University of Texas in Arlington abgehalten wird. Den oder die Gewinner erwarten nach jetzigem Stand zwar keine Preisgelder, dafür aber wissenschaftliche Anerkennung und ein Award für die heimische Vitrine. (pmz)