Laut ver.di führt Telekom-Alleingang in den Abgrund

"Die Telekom-Führung muss ein hohes Interesse an einer Einigung haben, alles andere ist der Weg in den Abgrund", sagte ver.di- Streikleiter Ado Wilhelm in einem dpa- Gespräch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 316 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat die Deutsche Telekom davor gewarnt, die geplanten massiven Stellenverlagerungen gegen den Willen der Belegschaft durchzuboxen. "Die Telekom-Führung muss ein hohes Interesse an einer Einigung haben, alles andere ist der Weg in den Abgrund", sagte ver.di- Streikleiter Ado Wilhelm in einem dpa- Gespräch. Wenn es aber doch geschehe, dann richte sich das gegen die gesamte Belegschaft. Durch den Alleingang würde sich der Service nicht verbessern. Mindestens zwei Jahre lang, prophezeite Wilhelm, würde die Arbeit bei der Telekom nicht mehr funktionieren.

Zugleich zog der Gewerkschafter gut eine Woche nach Beginn des Streiks ein erstes Fazit des Arbeitskampfes und seiner Auswirkungen: "Die (Beschäftigten) sind nach wie vor ungeheuer empört darüber, was die Telekom mit ihnen vorhat". Mitarbeiter aus Bereichen, die bislang nicht zum Streik aufgerufen worden seien, drängten darauf, sich zu beteiligen. "Die Menschen sind hochmotiviert und lassen sich auch nicht durch die Einschüchterungsversuche vom Ausstand abhalten". Dabei nannte Wilhelm unter anderem Prämien von 300 Euro für Streikbrecher, einseitige Anordnungen der Telekom zu Notdiensten, Bedrohungen oder den Einsatz von Tankgutscheinen für Beamte.

Mit der Auslagerung von 50.000 Beschäftigten in T-Service will der Vorstand Kosten von bis zu 900 Millionen Euro jährlich einsparen. In fünf Verhandlungsrunden hatten sich die Tarifparteien nicht auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen können. Die Telekom verlangt von den betroffenen Mitarbeitern Gehaltseinbußen von neun Prozent bei längeren Arbeitszeiten. Der Vorstand will Anfang Juli seine Pläne umsetzen und die drei neuen Service-Gesellschaften gründen.

Einschließlich Warnstreiks gebe es bei der Telekom bereits seit fünf Wochen Arbeitsniederlegungen mit entsprechenden Auswirkungen, betonte Wilhelm. Er nannte unter anderem die Auftragserledigung, die Bearbeitung der Aufträge im System oder die Einrichtung von Anschlüssen. "Aber nicht alles, was draußen nicht funktioniert, kann man uns in die Schuhe schieben", sagte er. In der kommenden Woche wollen erneut mehr als 10.000 Telekom-Beschäftigte in den Ausstand treten und Druck auf den Vorstand machen. In der ersten Streikwoche hatten sich täglich bis zu 16.000 Mitarbeiter an den Streiks beteiligt. (dpa) (gr)