10 Prozent der Twitter-Nutzer zwitschern 90 Prozent der Inhalte

Der Mikroblogging-Dienst unterscheidet sich in einigen Punkten von anderen Social Networks, haben Forscher der Harvard Business School herausgefunden.

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Ist der Mikroblogging-Dienst Twitter ein Kommunikationsservice für Freunde und Gruppen, eine Plattform für freie Äußerungen oder lediglich ein Marketing-Werkzeug? Dies haben sich Forscher der Harvard Business School in Boston gefragt und deshalb im Mai ein Sample von 300.542 Twitter-Nutzern untersucht. Sie haben herausgefunden, dass 10 Prozent der Twitterer 90 Prozent der Inhalte erzeugen. Über die Hälfte der Twitter-Nutzer "zwitschert" statistisch gesehen weniger als einmal in 74 Tagen.

Diese Ergebnisse stünden neben anderen Faktoren in einem Gegensatz zu anderen Social Networks, da dort 30 Prozent der Inhalte von den 10 Prozent fleißigsten Nutzern erzeugt würden. Daraus lasse sich schließen, dass bei Twitter eher in Einbahnstraßen kommuniziert werde als in sozialen Netzwerken. Zum Vergleich: Für die Online-Enzyklopädie Wikipedia, die hier nicht unter die Rubrik Social Networks gefasst wird, kümmern sich 15 Prozent der Nutzer um 90 Prozent der Bearbeitungen.

80 Prozent der Twitter-Nutzer weisen mindestens einen Nutzer auf, der ihnen "folgt" (Follower). In anderen Social Networks beträgt der Prozentsatz an "Freunden" nach Angaben der Forscher 60 bis 65 Prozent. 55 Prozent der Twitter-Nutzer sind Frauen, doch Männer haben 15 Prozent mehr Follower als sie und neigen eher zu gegenseitigen "Beziehungen" im Twitter-Netz. Diese und andere Ergebnisse seien verblüffend, schreiben die Forscher, da sich die Aufmerksamkeit in anderen Social Networks eher auf Frauen konzentriere. Dort verfolgten Männer die Inhalte von Frauen, egal ob sie sie kennen oder nicht, und Frauen eher den von anderen, wenn sie ihnen bekannt sind. Bei Twitter erregen Frauen bei Männern weniger Aufmerksamkeit, was nach Ansicht der Forscher auf fehlende "attraktive Inhalte" wie Fotos und Lebensläufe zurückgeführt werden könnte.

Die eingangs gestellte Frage beantworten die Forscher in ihrer Mitteilung nicht. Ein Diskussionsteilnehmer im Forum zu der Studie stellt die Vermutung auf, dass sich viele Nutzer neugierig bei Twitter angemeldet, aber enttäuscht abgewendet haben könnten. Andere Forscher der Harvard Business School hatten im April das Potenzial von Twitter als universell verwendbares Marketing-Tool hervorgehoben. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Dienst von Microsoft oder Google gekauft werde. (anw)