Telekom-Streik erhitzt die Gemüter

Während sich laut Spiegel die Regierung bereits in den Tarifstreit eingeschaltet habe und ver.di-Verhandlungsführer Schröder laut Focus Bewegung bis zum 1. Juni erwartet, legen derzeit Mitarbeiter der Telekom-Bereitschaftsdienste ihre Arbeit nieder.

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  • dpa

Bereits am Mittwoch seien im Berliner Finanzministerium Telekom-Chef René Obermann, Finanzminister Peer Steinbrück, ver.di-Chef Frank Bsirske sowie SPD- Fraktionschef Peter Struck zu einem vertraulichen Spitzengespräch zusammengetroffen, schreibt das Nachrichtenmagazin Spiegel in seiner neuen Ausgabe. Sie hätten rund zwei Stunden beraten, ohne konkrete Vereinbarungen zu erzielen. Der Bund ist mit knapp 32 Prozent der Anteile größter Telekom-Aktionär.

Um die rund 50.000 Mitarbeiter wie geplant zum 1. Juli zu niedrigeren Löhnen in neue Gesellschaften unter dem Dachnamen T- Service zu überführen, müsse die Telekom spätestens Ende Mai entsprechende Schreiben an die Betroffenen versenden. Daher könne es in der dritten Woche des Streiks der Gewerkschaft ver.di bei der Telekom in den nächsten Tagen neue Bemühungen geben, den Streit beizulegen. Nach Plänen der Telekom sollen die Beschäftigten länger als bisher arbeiten, dabei aber neun Prozent weniger Geld verdienen. Der Vorstand argumentiert, die Konditionen bei der Telekom seien derzeit deutlich besser als bei den Wettbewerbern.

ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Wenn die Vernunft obsiegt, und damit rechne ich eigentlich, gibt es Bewegung bis 1. Juni." Mit den neuen Service-Gesellschaften der Telekom könne sich die Gewerkschaft abfinden, nicht aber mit Lohnsenkungen. "Gegen einen Griff ins Portemonnaie der Beschäftigten werden wir uns mit allen Mitteln wehren." Die Gewerkschaft hatte bisher alle Angebote des Managements abgelehnt. Die Telekom-Führung droht damit, den geplanten Umbau notfalls im Alleingang umzusetzen.

Derweil haben in Hessen die Bereitschaftsdienste der Telekom ihre Arbeit auch am zweiten Streik-Wochenende niedergelegt. Betroffen waren nach Angaben des ver.di-Sprechers Hermann Schaus vom Samstag alle neun Standorte. Damit wehrten sich am achten Tag des Arbeitskampfes rund 150 Beschäftigte gegen die geplante Auslagerung von Stellen. Schaus kündigte an, dass sich auch die rund 50 Mitarbeiter der Bereitschaftsdienste am Sonntag dem Protest anschließen wollen. Von drohenden Gehaltskürzungen wären in Hessen nach Gewerkschaftsangaben etwa 5000 Menschen betroffen.

Auch an Rhein und Saar haben die Telekom-Mitarbeiter am Samstag den Streik fortgesetzt. "Wir streiken das Wochenende durch", sagte der ver.di-Fachbereichsleiter Telekommunikation Rheinland-Pfalz/Saarland, Kurt Hau. Seinen Angaben zufolge beteiligten sich am Samstag rund 200 Beschäftigte an den sieben rheinland-pfälzischen Standorten und im Saarland. Dies seien weniger als werktags, da es am Wochenende nur einen eingeschränkten Dienst gebe. Am Montag werde dann allerdings wieder die "volle Zahl" der Streikenden erwartet: 1200 Beschäftigte in Rheinland-Pfalz und 200 im Saarland. Zudem werde eine "größere Aktion" für nächste Woche geplant, hieß es. "Wir machen so lange weiter, bis es zumindest eine Terminierung für eine neue Verhandlungsrunde gibt", sagte Hau.(dpa) (gr)