Das umstrittene "Peerblog" ist schon wieder abgeklemmt

Weil der Verdacht auf verdeckte Parteienfinanzierung für den privaten Unterstützungblog für den SPD-Kanzlerkandidaten Steinbrück bestand, diente ein DDoS-Angriff nun als Rechtfertigung.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Schnell ist das Peerblog, mit dem die private Werbeagentur steinkuehler-com.de dem angekratzten Kanzlerkandidaten der SPD ab vergangenen Sonntag medial unter die Arme greifen wollte, wieder verschwunden. Man habe, so Karl-Heinz Steinkühler, von anonymen Unternehmern dafür eine sechsstellige Summe erhalten.

Der Kanzlerkandidat Steinbrück, der im Zusammenhang mit Geld und Einkünften schon mehrmals ins Fettnäpfchen getreten war, war nicht nur mit dem Peerblog einverstanden. Dass die Geldgeber anonym bleiben wollen, störte ihn auch nicht weiter: "Ich kann daran nicht ansatzweise etwas Anrüchiges erkennen", bezog er forsch Stellung.

Nach Kritik hatte der Bundestag jedoch gestern angekündigt, eine Prüfung einzuleiten, ob es sich bei dem Blog nicht etwa um eine verdeckte Parteienfinanzierung handeln könnte. Schließlich sollte der Blog zwar den Kanzlerkandidaten direkt und persönlich unterstützen. Der wird aber vom Volk nicht gewählt, sondern von seiner Partei aufgestellt.

Nachdem das Blog schon gestern Abend wegen DDoS-Angriffen nur noch schwer zu erreichen war ("faktisch offline"), erklärte Karl-Heinz Steinkühler heute in einer Mitteilung, dass es endgültig beendet worden sei. Allerdings liest man auf der Webseite: "Aufgrund von Wartungsarbeiten ist der Peerblog derzeit nicht verfügbar. Wir bitten um Verständnis."

Als Grund werden die DDoS-Angriffe angeführt, durch die "der politische Dialog über und für Peer Steinbrück auf dieser außerparteilichen Plattform brachial zerstört worden" sei, wie Steinkühler erklärte. Man wolle die "Sponsoren, Unterstützer und uns selbst nicht länger diesen skrupellosen und inhaltsleeren Anfeindungen" aussetzen. Suggeriert wird auch, dass die DDoS-Angriffe von interessierter Seite beauftragt worden sein könnten: "Wir wissen nicht, ob diese Attacken von Dritten bestellt oder gar bezahlt worden sind. Diese Angriffe aus dem Netz waren zusätzlich mit Erpressungsversuchen verbunden, unsere Geschäftsbeziehungen offenzulegen." Angeblich würde man die Einleitung von strafrechtlichen Schritten prüfen.

Allerdings darf man annehmen, dass das Blog nach der vehementen Kritik von vielen Seiten jetzt möglicherweise auch auf Druck von Steinkühler und der SPD eingestellt wurde, um zu vermeiden, die Geldgeber nennen zu müssen und Schlimmeres zu vermeiden. Die Angriffe waren vermutlich nur der Anlass für den Rückzug. (fr)